Frage 9 soll die gefühlte Verpflichtung zu intergenerationaler Unterstützung erfassen. Im Zuge des
Pretests sollten die Gründe erfasst werden, die hinter der Antwortauswahl standen. Insbesondere
sollte nachvollzogen werden, wie sich die Testpersonen das Großelternpaar vorstellten und inwiefern sich diese Vorstellung auf das Antwortverhalten auswirkte.
Für ihre Antworten nutzten die Testpersonen die gesamte Skalenbreite, wobei etwas mehr Testpersonen dazu tendierten, dass die Großeltern ihr Enkelkind (eher) unterstützen sollten. Zwei Testpersonen konnten sich für keine Antwort entscheiden und wählten die Antwortoption „Kann ich nicht sagen“. Eine der beiden Testpersonen begründete dies damit, dass ihr das Hintergrundwissen zum Enkelkind, den Eltern oder der finanziellen Situation der Großeltern fehle (TP04). Der anderen Testperson fehlten Informationen zur Situation des Enkelkindes (
„Ich könnte das nur beantworten, wenn der Grund genannt würde, weshalb bzw. wofür das Kind das Geld benötigt.“, TP01).
Wie sind die Befragten zu ihrer Antwort gekommen?
Testpersonen, die eher dafür waren, dass das ältere Paar ihr Enkelkind unterstützen sollte, begründeten ihre Antworten mit der familiären Verpflichtung, einander zu helfen, betonten aber auch, dass diese Hilfe Grenzen hätte:
„[Ich finde], dass die Großeltern helfen sollten, so gut es ihnen möglich ist. Sie sollten sich nicht selbst dafür verschulden, um dem Enkel zu helfen, aber so wie sie es können, sollten sie in dieser Notsituation helfen.“ (TP12, Wert 2). Für viele Testpersonen sollte das ältere Paar nur unter bestimmten Voraussetzungen helfen, wenn es z. B. die finanzielle Situation erlaube oder wenn das Verhältnis zum Enkelkind gut sei:
- „[Es] setzt voraus […], dass das Verhältnis zwischen dem älteren Paar, Opa und Oma, und dem Enkelkind sehr gut ist. [Dann] sollen sie auf jeden Fall die Enkelkinder unterstützen. Wenn sie sich das leisten können, und wenn es vorübergehend ist. Das gehört in meinen Augen dazu, wenn ein Familienmitglied finanzielle Probleme hat oder Unterstützung braucht, dass man die Unterstützung leistet. Das ist für mich die Definition von Familie.“ (TP07, Wert 1)
- „Also ich finde, man muss nicht auf jeden Fall dem Enkelkind helfen, sondern nur wenn man selbst das Geld hat und man sagt von sich selbst aus, ich helfe dir gerne, ich gebe dir das Geld.“ (TP10, Wert 3)
Testpersonen, die eher gegen die Hilfe durch das ältere Paar waren, verwiesen darauf, dass Ämter dafür zuständig seien, Menschen in einer solchen Situation zu unterstützen, und Betroffene in der Verantwortung stünden, sich eine neue Arbeitsstelle zu suchen. Zudem erwähnte eine Testperson, dass man sich für zusätzliche finanzielle Unterstützung zuerst an die Eltern wenden sollte:
- „Ich vermute, das Enkelkind ist ja schon erwachsen. Dann bekommt er zum einen Arbeitslosengeld und kann sich wieder bewerben. Und wenn er zusätzlich finanzielle Hilfe benötigt, kann er sich auch an die Eltern wenden.“ (TP05, Wert 6)
- „Selbst wenn eine Firma schließen musste, dann kann man sich arbeitslos melden, man kann sich sofort eine Arbeit suchen. Wer arbeiten will, findet Arbeit.“ (TP11, Wert 7)
Wie stellten sich die Befragten das „älteres Paar“ vor, bzw. beeinflusste diese Vorstellung ihr Antwortverhalten?
Allen Testpersonen war deutlich, dass es sich bei dem älteren Paar um die Großeltern handelte. Eine Testperson kommentierte diese Begrifflichkeit:
„Ich würde [das ältere Paar] vielleicht einfach Großeltern nennen, wenn es um die Enkelkinder geht.“ (TP12).
Die Mehrheit der Testpersonen dachte bei der Frage an ein Paar, das bereits Rente bezieht. Eine Testperson, die die Hilfe für das Enkelkind ablehnte, äußerte Bedenken zur finanziellen Situation des älteren Paares:
„Das ältere Paar ist vielleicht auch schon in Rente und muss dann das Enkelkind von der Rente teilweise unterstützen, das geht gar nicht. Die kriegen eh nicht so viel Rente.“ (TP11, Wert 7).
Bezogen auf das Alter verorteten die Testpersonen das ältere Paar meist zwischen 60 bis 70 Jahren. Nur eine Testperson (TP03) konnte sich auch vorstellen, dass das ältere Paar noch erwerbstätig ist (
„Es kann auch ein älteres Ehepaar sein, die gerade noch arbeiten, so um die 60 oder so“).
Die meisten Testpersonen stellten sich bei dem Enkelkind eine bereits erwachsene Person vor, ohne jedoch an ein spezifisches Alter zu denken. Für manche Testpersonen korrespondierte die Erwerbstätigkeit des Enkelkindes mit dem Alter des älteren Paares:
„Zwischen 65 und 70. Denn das ist auch so das Alter, in dem die meisten Enkelkinder wirklich schon arbeiten. So stelle ich mir das ältere Paar vor.“ (TP11).
Gab es Irritationen, weil ausschließlich nach Unterstützung durch die Großeltern gefragt wurde?
Zwei Testpersonen kommentierten spontan, dass die Großeltern nicht die einzigen Verwandten in der Pflicht seien, das erwachsene Kind zu unterstützen. Eine der Testpersonen, die die Frage nicht beantworten konnte, kommentierte spontan, dass dies Aufgabe der Eltern sei, wenn diese gut situiert seien:
„Es ist ein Enkelkind, was machen die eigentlichen Eltern. Dazu fehlt mir die Info. Wenn die Eltern gut situiert sind, dann ist das die Aufgabe der Eltern.“ (TP04, Kann ich nicht sagen).
Eine weitere Testperson wies beim Beantworten auf die Eltern hin und dass diese vor dem älteren Paar eingreifen könnten:
„An sich gibt es dann vielleicht auch noch Eltern, die könnten ja auch vorher eingreifen, warum sollte das das ältere Ehepaar tun?“ (TP06).