Allgemeine Informationen:Im Pretest wurde die Reihenfolge, in der die folgenden drei Fragen 7, 8 und 9 den Testpersonen vorgelegt
wurden, variiert. Insgesamt gab es vier unterschiedliche Versionen in denen die Fragen präsentiert
wurden:
Version A: Fragereihenfolge 7-8-9 (TP 01,06,08,09)
Version B: Fragereihenfolge 8-9-7 (TP 02,05,11,15)
Version C: Fragereihenfolge 9-8-7 (TP 03,07,10,12)
Version D: Fragereihenfolge 9-7-8 (TP 04,13,14)
Der Einleitungstext wurde jeweils der ersten dieser drei Fragen, die von den Testpersonen beantwortet
wurde, vorangestellt und getestet. Den Befund und die Empfehlung zum Einleitungstext sind bei Frage 7 dokumentiert.
Fragetext:Stellen Sie sich vor, dass man Sie persönlich beauftragt hat den Leitzins für die deutsche
Wirtschaft festzulegen. Der Leitzins hat einen Einfluss auf die Höhe der Inflation,
der Arbeitslosigkeit und des Wirtschaftswachstums im Euroraum. Unter Berücksichtigung
des Ausgleichs zwischen Wachstum, Arbeitslosenrate und Inflation bitte wählen
Sie Ihre bevorzugte Zinsrate aus.
Empfehlungen:Abgesehen von Problemen mit der Thematik wird von den Befragten in den meisten
Fällen zwischen Frage 8 und Frage 9 kein Unterschied wahrgenommen bzw. der
Unterschied zwischen „Deutschland“ und „deutsche Wirtschaft“ wird nicht deutlich.
Zu überlegen wäre daher, ob man den Vergleich auf EZB/Euroraum (Frage 7) und
Deutsche Bundesbank/Deutschland (Frage 8) beschränkt und Frage 9 ersatzlos
streicht.
Layout (Befund/Empfehlungen):Eine alternative Darstellung über Regler anstatt einer Tabelle wurde geprüft.
Nachdem die Testpersonen die jeweils erste dieser drei Fragen (Frage 7,8 & 9, siehe "Sonstiges") beantwortet hatten, sollten sie angeben,
wie sie mit der Tabelle zurechtgekommen sind und ob es hilfreich wäre, wenn man bei einer Online-
Umfrage hier statt einer Tabelle eine Regler-Darstellung verwenden würde. Bei der Darstellung mit einem Regler sollen die Befragten durch Verschiebung des Reglers den Zinssatz festlegen. Sobald sie
den Regler bewegen, verändern sich die prozentualen Werte für Inflation, Arbeitslosenrate und Wirtschaftswachstum,
die neben dem Regler in einer Box dargestellt werden.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Testpersonen mit der Darstellung in Tabellenform gut zurechtgekommen
sind. Einige Testpersonen merken allerdings an, dass sie sich aufgrund der vielen dargestellten
Werte und Zahlen zunächst orientieren oder kurz überlegen mussten und schlagen vor, die Anzahl
der Zeilen/Werte zu reduzieren, z.B. in dem man auf Kommazahlen verzichtet und nur Ganzzahlen
darstellt:
„Der Zusammenhang ist relativ schnell zu erfassen. Hätte man weniger Werte, könnte man es
noch verbessern und auch schneller erfassen. Vielleicht auch ohne Kommazahlen, das ist immer
was, was das Ganze unübersichtlich macht. Die Richtung der Zusammenhänge zu erkennen
geht relativ schnell. Was zu machen ist, ist eigentlich auch klar.“ (TP 09)
„Ich musste kurz überlegen. Ich würde sagen, die Kernfrage ist nach dem Zinssatz und das
müsste man mehr hervorheben, das klar ist, der gewählte Zinssatz beeinflusst den Rest nebendran.“
(TP 10)
„Ja, das ist mir dahingehend schwer gefallen, dass ich zwischen den zwei (also 1,5 % und 2
%)…da fand ich es schwierig mich zu entscheiden, welches davon.“ (TP 12)
„Es war auf den ersten Blick so ein bisschen verwirrend, weil es einfach viele Zahlen sind. Aber
dann liest man die und dann ist es auch in Ordnung.“ (TP 13)
„Im ersten Moment erschlägt einen das natürlich ein bisschen. Aber wenn man sich mal für
einen Punkt als Ausgangspunkt entschieden hat, dann kann man es gut abgleichen.“ (TP 15)
Von den insgesamt 15 Testpersonen würden 8 Testpersonen (03, 04, 05, 06, 08, 09,10, 12) in einer
Online-Umfrage die Regler-Darstellung gegenüber der Tabelle bevorzugen, 5 Testpersonen (TP 01, 02,
11, 14, 15) präferieren die Darstellung anhand der Tabelle und 2 Testpersonen (TP 07, 13) sind diesbezüglich
indifferent.
Befürworter der Regler-Darstellung begründen ihre Präferenz wie folgt:
„Also online fände ich das ganz gut, wenn man das so machen kann. Weil es einfach ist. Das
ist ein bisschen verwirrend mit der Tabelle. Hier hat man direkt die Auswirkung von dem Zins.“
(TP 06)
„Das finde ich nicht schlecht. Und zwar deswegen, weil hier, bei der Tabelle guckt man drauf
und hat verschiedene Spalten und dann irgendeine lässt man dann außer Acht. Wenn man
hier schiebt, guckt man zwangsläufig auf die drei, also auch auf Wirtschaftswachstum, was
ich völlig aus dem Blick verloren hatte. Aber so beachtet man wenigstens alle vier Parameter
gleichermaßen.“ (TP 08)
„Super. Ich denke, das wäre hilfreich, weil der Zinssatz hervorgehoben ist und wenn ich da
etwas verschiebe, ändert es automatisch die Faktoren. Man muss natürlich erkennen, dass
wenn ich den Regler verschiebe, dass sich dann rechts auch etwas verändert. Aber einmal
ausprobiert, weiß ich es dann ja auch.“ (TP 10)
„Ja, das wäre rein optisch angenehmer, als wenn man mit so vielen Zahlen in einer Tabelle
konfrontiert wird.“ (TP 12)
Für die Darstellung in Tabellenform spricht laut einiger Testpersonen eine höhere Übersichtlichkeit:
„Da fände ich die Tabelle besser, denn dann hat man die Werte alle auf einen Blick. Mit dem
Regler müsste man erst einmal ausprobieren, wie sich die Werte verändern, wenn man ihn
bewegt. Da fände ich eine Tabelle übersichtlicher.“ (TP 01)
„Ich fände eine Tabelle besser, weil ich da den Gesamtüberblick habe und viel leichter schauen
kann, wie sich die Dinge hinten verändern. Beim Regler würde ich das ja nur sehen, wenn ich
den Regler bediene. Wenn ich den hin- und herschiebe, dann merke ich mir die Zahlen ja
nicht. Oder ich müsste sie mir rausschreiben, aber dann könnte ich auch gleich eine Tabelle
haben auf der ich nachschauen kann. Mit der Tabelle hat man eher den Gesamtüberblick, was
ist ganz oben und was unten und wie ist das Verhältnis links und rechts. Also ich finde das
besser.“ (TP 15)
Empfehlungen zum Layout:Da die Testpersonen mit der Darstellung der Antworten im Tabellenformat insgesamt
gut zurechtgekommen sind und die Regler-Darstellung nur modellhaft auf
Papier und nicht am Computer getestet wurde, empfehlen wir das Antwortformat
beizubehalten. Um die Beantwortung der Frage zu erleichtern, könnte auf Kommazahlen
verzichtet und damit die Anzahl der Zeilen in der Tabelle verringert werden.
Eingesetzte kognitive Technik/en:General Probing, Specific Probing
Befund zur Frage:Abgesehen von Testperson 05, die bei Frage 8 aufgrund von Unwissenheit keine Antwort vergibt, können
alle übrigen Testpersonen die Fragen 7, 8 und 9 beantworten. Testperson 05 bekommt Frage 8 als
erste Frage vorgelegt und gibt an, sich mit dieser Thematik nicht auszukennen: „Keine Ahnung, kann
ich nicht beantworten. Die ganzen volkswirtschaftlichen Regulierungen und sowas, das geht über
meinen Horizont hinaus. […] Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ich das beantworten sollte. Ich
würde das einfach auslassen oder irgendwas ganz besonders niedriges ankreuzen, in der Hoffnung,
dass dadurch wenig Schaden entsteht oder so. Aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung.“ Bei den
für sie folgenden Fragen 7 und 9 entscheidet sich die Testperson dann aber doch für eine Antwort.
Betrachtet man die Häufigkeitsverteilungen der Antworten zeigt sich bei allen drei Fragen eine ähnliche
Verteilung: Jeweils die meisten Testpersonen entscheiden sich für einen Zinssatz, der in der Mitte
der Skala (1,5 % bzw. 2 %) liegt. Bei Frage 7 wählen drei Testpersonen einen Zinssatz von 1,5 % und
sechs Testpersonen einen Zinssatz von 2 %, bei Frage 8 entscheidet sich eine Testperson für einen
Zinssatz von 1,5 % und neun Testpersonen für 2 % und bei Frage 9 wählen vier Testpersonen einen
Zinssatz von 1,5 % und acht Testpersonen von 2 %. Bei Frage 7 werden darüber hinaus alle darunter
liegenden Zinssätze (-0,5 % - 1 %) von ein oder zwei Testpersonen ausgewählt. Bei den Fragen 8 und 9
entscheiden sich vier bzw. drei Testpersonen für Zinssätze zwischen 0,5 % und -0,5 %. Bei keiner der
drei Fragen werden Zinsraten größer als 2 % ausgewählt.
Um die Antworten der einzelnen Testpersonen auf alle drei Fragen vergleichen zu können, sind die
jeweils angegebenen Zinsraten in der nachfolgenden Tabelle nach Testpersonen aufgeschlüsselt dargestellt.
Anhand der Tabelle wird ersichtlich, dass sich fünf Testpersonen bei den einzelnen Fragen zumindest
teilweise für unterschiedliche Zinsraten entschieden haben (in der Tabelle durch Fettmarkierung hervorgehoben), während die übrigen zehn Testpersonen bei allen drei Fragen einen identischen
Zinssatz gewählt haben.
Diejenigen zehn Testpersonen, die sich jeweils für den gleichen Zinssatz entschieden haben, haben bei
der Wahl der Zinssätze in den drei Fragen entweder alle drei Indikatoren (TP 03, 09, 14) oder hauptsächlich
einen Indikator berücksichtigt (Inflation, TP 01, 02, 08, 12, 15; Wirtschaftswachstum, TP 05,
06). Ihre Wahl begründen sie dabei durch das Abwägen der relevanten oder aller Indikatoren. Diejenigen
sieben Testpersonen, die sich für einen Wert in der Mitte der Skala entschieden haben, begründen
diese Wahl entweder damit, dass sie bei keinem der Indikatoren extreme Werte wählen und dadurch
eine möglichst günstige Abwägung treffen wollten oder aber damit, dass sie sich mit der Thematik
nicht auskennen und sich daher eher in der Mitte verordnet hätten:
„Ich habe einfach die goldene Mitte genommen. Die Logik von mir war: Der Zinssatz betrifft
ja mich, wenn ich bei der Bank einen Kredit z.B. aufnehmen möchte. Für mich ist es ja immer
besser, einen niedrigen Zinssatz zu haben. Aber je niedriger der Zinssatz, desto höher die Inflationsrate.
Dann ist es ja besser, man wählt etwas in der Mitte aus, denn dann bezahle ich
zwar mehr Prozente (Zinsen), aber die Inflation ist auch weniger. Dann ist zwar die Arbeitslosenrate
etwas höher (das betrifft mich aber nicht), aber das Wirtschaftswachstum ist auch einigermaßen
hoch.“
„Ich würde den Zinssatz im unteren Bereich wahrscheinlich wählen und dass die Inflation
nicht so hoch ist. Aber dann ist die Arbeitslosenrate wieder hoch. Schwierig. Da würde ich eher
das Mittelfeld nehmen, dass die Inflation nicht so arg hoch ist, die Arbeitslosenrate so
mittendrin und das Wachstum ein bisschen Plus hat.“ (TP 02)
„Nicht zu viel und nicht zu wenig. So die goldene Mitte der Ahnungslosen.“ (TP 08)
Auch die übrigen drei Testpersonen haben eine Abwägung der für sie relevanten Indikatoren (TP 03)
getroffen oder aber eher intuitiv gehandelt (TP 05, 14):
„Weil wenn der Leitzins ein niedriger ist, dann sollen die Leute mehr Kredit aufnehmen. […]
Meine Tochter, die arbeitet als Beraterin, die verkauft Häuser. Und wenn der Leitzins niedrig
ist werden mehr Häuser verkauft. Als Beispiel jetzt.“ (TP 03)
„Nach Gefühl fand ich 5 % Inflation vertretbar, Arbeitslose noch vertretbar und auch Wirtschaftswachstum.“
(TP 05)
„Ich habe versucht die vier Begriffe miteinander zu kombinieren und in einen Topf zu schmeißen
und dann zu schauen welche mir am besten zusagen. Aber eine genaue Begründung kann
ich jetzt nicht sagen. Das war so ein Bauchgefühl.“ (TP 14)
Vergleich Frage 8 und Frage 9:
Betrachtet man die gewählten Zinsraten in Frage 8 (Deutsche Bundesbank / Deutschland) und Frage 9
(Sie / deutsche Wirtschaft), zeigt sich, dass insgesamt drei Testpersonen (TP 04, 07,11) unterschiedliche
Zinsraten gewählt haben. Testpersonen 04 und 11 begründen dies damit, dass für sie persönlich die
Inflation eine wichtigere Rolle bei der Beantwortung gespielt habe:
„Bei Frage 9 hatte ich mehr die Inflationsrate im Blick und bei Frage 8 mehr das Wirtschaftswachstum
und die Arbeitslosen gesehen. Für mich ist die Inflationsrate vermutlich wichtiger.“
(TP 04; Zinsraten: 0 % Deutschland, 1,5 % deutsche dt. Wirtschaft)
„Weil persönlich die Inflation eine größere Rolle spielt, weil man da persönlich betroffen
ist.“ (TP 11; Zinsraten: 0,5 % Deutschland, 1,5 % deutsche Wirtschaft)
Testperson 07 sieht zwischen den beiden Fragen eigentlich keinen großen Unterschied: „Beim ersten
Überfliegen sehe ich keinen großen Unterschied. Ist ja egal, ob ich den Leitzins für Deutschland oder
für die deutsche Wirtschaft festlege. Gut, ich sehe, dass ich da mit einem halben Prozent nicht ganz
gleich liege (Deutschland: 2 %; deutsche. Wirtschaft: 1,5 %), aber im Gesamten liegt das alles auf
einer Linie. Ich sehe da keinen großen Unterschied.“
Auch die übrigen zwölf Testpersonen, die jeweils gleiche Zinsraten in Frage 8 und Frage 9 gewählt
haben, sehen zwischen diesen beiden Fragen keinen Unterschied:
„Hier war ich die Deutsche Bundesbank und ich sollte den Leitzins für Deutschland festlegen.
Hier bin ich persönlich beauftragt, der Unterschied ist mir nicht klar. Also hier sollte ich die
Rolle der Bundesbank einnehmen, hier ich persönlich. Habe ich beides gleich verstanden eigentlich,
weil in beiden Fällen bin ich dafür verantwortlich. Für die deutsche Wirtschaft, das
entscheidet sich hier zu Deutschland. Keine Ahnung was damit gemeint ist. Inwiefern die
deutsche Wirtschaft was anderes sein soll als Deutschland.“ (TP 09)
„Die Fragen nach Sie/deutsche. Wirtschaft und Deutsche. Bundesbank/Deutschland sind ein
bisschen redundant. Da ist mir nicht ganz klar, was da der Unterschied ist.“ (TP 10)
„Im Endeffekt kein Unterschied…ob für deutsche Wirtschaft oder Deutschland. Das läuft für
mich auf das Gleiche hinaus.“ (TP 12)
Bei allen drei Fragen wollten wir von den Testpersonen wissen, wie leicht oder schwer es ihnen gefallen
ist, diese Frage zu beantworten. Von den insgesamt 15 Testpersonen geben 10 bei mindestens einer der
drei Fragen an, dass es ihnen „eher schwer“ (8 TPs) oder „sehr schwer“ (2 TPs) gefallen ist diese Frage zu
beantworten. Am häufigsten wird als Grund angegeben, dass die Thematik der Frage schwer sei und
dass es außerdem schwer sei, die Indikatoren abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen. Testperson
09 gibt als Begründung an, dass es Zeit brauchen würde sich zu orientieren und die Fülle an Informationen
zu verarbeiten. Ihrer Meinung nach könnte dies durch weniger Zeilen erleichtert werden.