Allgemeine Informationen:Im Pretest wurde die Reihenfolge, in der die folgenden drei Fragen 7, 8 und 9 den Testpersonen vorgelegt
wurden, variiert. Insgesamt gab es vier unterschiedliche Versionen in denen die Fragen präsentiert
wurden:
Version A: Fragereihenfolge 7-8-9 (TP 01,06,08,09)
Version B: Fragereihenfolge 8-9-7 (TP 02,05,11,15)
Version C: Fragereihenfolge 9-8-7 (TP 03,07,10,12)
Version D: Fragereihenfolge 9-7-8 (TP 04,13,14)
Der Einleitungstext wurde jeweils der ersten dieser drei Fragen, die von den Testpersonen beantwortet
wurde, vorangestellt und getestet.
Einleitungstext (Befund/Empfehlungen):Die Europäische Zentralbank (EZB) und die nationalen Zentralbanken der Euroländer wie die
deutsche Bundesbank legen die wichtigsten Zinssätze für den Euroraum fest. Dieser Zins wird als
Leitzins bezeichnet, da er die ganze Volkswirtschaft beeinflusst. Durch die Erhöhung des Leitzins
macht die Zentralbank das Geld „teurer"; dadurch verringert sich in der Regel die Nachfrage nach
Krediten und die Inflation sinkt. Anders gesagt hat der Leitzins einen indirekten Einfluss auf den
Wert und die Verfügbarkeit von Geld und daher auf das Konsumverhalten und Investitionen von
Unternehmen.
Befund zum Einleitungstext:Auf die Nachfrage, wie verständlich die Testpersonen den Fragetext fanden, gaben
insgesamt sechs Testpersonen (TP 01, 02, 04, 05, 08, 14) an, dass sie ihn mehrfach lesen mussten,
um ihn zu verstehen. Die Schwierigkeit liegt für die Testpersonen zum einen in der Thematik der Frage
und zum anderen darin, dass durch den Einleitungstext sehr viele Informationen vermittelt werden
sollen:
„Verständlich nach dem dritten Mal lesen. Aber da ich nicht aus der Bankenbranche komme
und mich nicht mit Zinsen und der EZB und so auskenne, musste ich da schon genauer gucken.“
(TP 04)
„Das ist eine Materie, mit der befasse ich mich gar nicht. […] Ich bin einigermaßen durchschnittlich
intelligent und weiß ein bisschen was. Ich finde es problematisch eine Befragung
zu machen mit so einer komplizierten Fragestellung. Wenn jemand nur ankreuzt, der muss ja
nicht Rede und Antwort stehen, so wie ich jetzt. Und das ist in meinen Augen nichts wert.
Weil die halt irgendwas ankreuzen. Da muss man ja wirklich Wirtschaftswissenschaften studiert
haben. […] Es ist extrem schwierig. Ich fühle mich schon fast inkompetent.“ (TP 08)
„Das Problem besteht einfach in der Thematik. Da die Thematik mir so fremd ist, müsste ich
ihn wahrscheinlich zehnmal durchlesen, um mir das wirklich verständlich zu machen.“ (TP 14)
Zwei weitere Testpersonen (TP 09, 10) äußern Zweifel daran, dass der Text für jemanden ohne volkswirtschaftliche
Vorkenntnisse verständlich und nachvollziehbar ist und machen Vorschläge zur Vereinfachung:
„Ich habe so meine Zweifel, dass es für jemanden ohne Vorwissen in dem Bereich immer so
verständlich ist. Es sind viele Informationen sehr weit runter gebrochen, sehr kurz. Für jemanden,
der sich nicht damit beschäftigt, ist es nicht ganz einfach zu verstehen, der Zusammenhang
von Zinsen, Nachfrage nach Krediten, Inflation. […] Man müsste viel mehr erklären, was
den Text auch viel länger machen würde. Mir ist schon klar, dass da eine gewisse Abwägung
notwendig ist zwischen Textlänge und Verständlichkeit. Vielleicht könnte man den Text aufteilen
in einen kurzen einleitenden Text, der von jedem gelesen werden soll und einer kleinen
Zusatzbox, in ganz kleiner Schrift oder so, auf die verwiesen wird, falls man darüber noch
mehr wissen möchte. Dann kann man sich entscheiden, ob man das überspringen will oder
kann.“ (TP 09)
„Für jemanden, der von wirtschaftlichen oder volkswirtschaftlichen Aspekten keine Ahnung
hat, wie der Leitzins die Inflation beeinflusst, schwierig. Der Zusammenhang ist schon schwierig
zu erkennen. Jemand der das zum ersten Mal liest, der muss ja erkennen, dass er eine Inflation
akzeptieren muss, um Wirtschaftswachstum zu haben. […] Dieser Satz ‚Durch die Erhöhung
des Leitzins macht die Zentralbank das Geld „teurer"‘; für wen? Im Prinzip ja für die
Banken, aber da fehlt mir, für wen das Geld teurer gemacht wird. Sie haben es zwar [im Einleitungstext]
stehen, aber wenn es direkt an dieser Stelle stehen würde, wäre es runder.“ (TP
10)
Empfehlungen zum Einleitungstext:Aufgrund der eher komplexen Thematik fällt es einigen Befragten schwer hier eine begründete Antwort zu geben. Zusätzlich erschwert wird diese Aufgabe dadurch, dass die Befragten darüber hinaus in verschiedene Rollen schlüpfen sollen, um Zinsraten für den Euroraum (Frage 7), für Deutschland (Frage 8) oder für die deutsche Wirtschaft (Frage 9) festzulegen. Daher sollte bereits im Einleitungstext zu den Fragen deutlich gemacht werden, dass die Testpersonen im Folgenden unterschiedliche Rollen einnehmen sollen - die Rolle der EZB, die Rolle der Bundesbank und die eigene Rolle. Dieses Vorgehen schafft zum einen bei den Befragten ein größeres Bewusstsein dafür, dass sie im Folgenden getrennte Entscheidungen treffen sollen und verhindert zum anderen, dass Testpersonen immer den gleichen Wert angeben, da sie sich beim Beantworten der Frage der Unterscheidung gar nicht bewusst sind. Darüber hinaus sollte der Einleitungstext vereinfacht werden.
Die Einleitung und die Instruktion könnten wie folgt umformuliert werden:
Die Europäische Zentralbank (EZB) und die nationalen Zentralbanken der Euroländer, wie beispielsweise die Deutsche Bundesbank, legen die wichtigsten Zinssätze für den Euroraum fest. Dieser Zins wird als Leitzins bezeichnet, da er die ganze Volkswirtschaft beeinflusst. Durch die Erhöhung des Leitzinses macht die Zentralbank das Geld „teurer“, d.h. Bürger und Unternehmen nehmen weniger Kredite auf. Damit ist das Geld der Banken weniger gefragt und die Inflation sinkt. Gleichzeitig sind Unternehmen bei Investitionen und Ausgaben vorsichtig, weil sie über weniger Geld verfügen können.
In den folgenden zwei Fragen werden Sie gebeten einmal die Rolle der EZB einzunehmen und den Leitzins für den Euroraum festzulegen und einmal die Rolle der deutschen Bundesbank einzunehmen und entsprechend den Leitzins für Deutschland festzulegen. Der Leitzins hat einen Einfluss auf die Höhe der Inflation, der Arbeitslosigkeit und des Wirtschaftswachstums im Euroraum und auch in Deutschland.
Fragetext:Stellen Sie sich vor, dass Sie die Rolle der EZB übernehmen und den Leitzins für den
Euroraum festlegen. Der Leitzins hat einen Einfluss auf die Höhe der Inflation, der Arbeitslosigkeit
und des Wirtschaftswachstums im Euroraum. Unter Berücksichtigung des
Ausgleichs zwischen Wachstum, Arbeitslosenrate und Inflation bitte wählen Sie Ihre bevorzugte
Zinsrate aus.
Empfehlungen:Fragen: Die Frage 7 könnte wie folgt umformuliert werden:
Stellen Sie sich vor, dass Sie die Rolle der EZB übernehmen und den Leitzins für den Euroraum festlegen. Welche Zinsrate würden Sie in der Rolle der EZB für den Euroraum wählen? Achten Sie auf einen Ausgleich zwischen Wachstum, Arbeitslosenrate und Inflation.
Layout (Befund/Empfehlungen):Eine alternative Darstellung über Regler anstatt einer Tabelle wurde geprüft.
Nachdem die Testpersonen die jeweils erste dieser drei Fragen (Frage 7,8 & 9, siehe "Sonstiges") beantwortet hatten, sollten sie angeben,
wie sie mit der Tabelle zurechtgekommen sind und ob es hilfreich wäre, wenn man bei einer Online-
Umfrage hier statt einer Tabelle eine Regler-Darstellung verwenden würde. Bei der Darstellung mit einem Regler sollen die Befragten durch Verschiebung des Reglers den Zinssatz festlegen. Sobald sie
den Regler bewegen, verändern sich die prozentualen Werte für Inflation, Arbeitslosenrate und Wirtschaftswachstum,
die neben dem Regler in einer Box dargestellt werden.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Testpersonen mit der Darstellung in Tabellenform gut zurechtgekommen
sind. Einige Testpersonen merken allerdings an, dass sie sich aufgrund der vielen dargestellten
Werte und Zahlen zunächst orientieren oder kurz überlegen mussten und schlagen vor, die Anzahl
der Zeilen/Werte zu reduzieren, z.B. in dem man auf Kommazahlen verzichtet und nur Ganzzahlen
darstellt:
„Der Zusammenhang ist relativ schnell zu erfassen. Hätte man weniger Werte, könnte man es
noch verbessern und auch schneller erfassen. Vielleicht auch ohne Kommazahlen, das ist immer
was, was das Ganze unübersichtlich macht. Die Richtung der Zusammenhänge zu erkennen
geht relativ schnell. Was zu machen ist, ist eigentlich auch klar.“ (TP 09)
„Ich musste kurz überlegen. Ich würde sagen, die Kernfrage ist nach dem Zinssatz und das
müsste man mehr hervorheben, das klar ist, der gewählte Zinssatz beeinflusst den Rest nebendran.“
(TP 10)
„Ja, das ist mir dahingehend schwer gefallen, dass ich zwischen den zwei (also 1,5 % und 2
%)…da fand ich es schwierig mich zu entscheiden, welches davon.“ (TP 12)
„Es war auf den ersten Blick so ein bisschen verwirrend, weil es einfach viele Zahlen sind. Aber
dann liest man die und dann ist es auch in Ordnung.“ (TP 13)
„Im ersten Moment erschlägt einen das natürlich ein bisschen. Aber wenn man sich mal für
einen Punkt als Ausgangspunkt entschieden hat, dann kann man es gut abgleichen.“ (TP 15)
Von den insgesamt 15 Testpersonen würden 8 Testpersonen (03, 04, 05, 06, 08, 09,10, 12) in einer
Online-Umfrage die Regler-Darstellung gegenüber der Tabelle bevorzugen, 5 Testpersonen (TP 01, 02,
11, 14, 15) präferieren die Darstellung anhand der Tabelle und 2 Testpersonen (TP 07, 13) sind diesbezüglich
indifferent.
Befürworter der Regler-Darstellung begründen ihre Präferenz wie folgt:
„Also online fände ich das ganz gut, wenn man das so machen kann. Weil es einfach ist. Das
ist ein bisschen verwirrend mit der Tabelle. Hier hat man direkt die Auswirkung von dem Zins.“
(TP 06)
„Das finde ich nicht schlecht. Und zwar deswegen, weil hier, bei der Tabelle guckt man drauf
und hat verschiedene Spalten und dann irgendeine lässt man dann außer Acht. Wenn man
hier schiebt, guckt man zwangsläufig auf die drei, also auch auf Wirtschaftswachstum, was
ich völlig aus dem Blick verloren hatte. Aber so beachtet man wenigstens alle vier Parameter
gleichermaßen.“ (TP 08)
„Super. Ich denke, das wäre hilfreich, weil der Zinssatz hervorgehoben ist und wenn ich da
etwas verschiebe, ändert es automatisch die Faktoren. Man muss natürlich erkennen, dass
wenn ich den Regler verschiebe, dass sich dann rechts auch etwas verändert. Aber einmal
ausprobiert, weiß ich es dann ja auch.“ (TP 10)
„Ja, das wäre rein optisch angenehmer, als wenn man mit so vielen Zahlen in einer Tabelle
konfrontiert wird.“ (TP 12)
Für die Darstellung in Tabellenform spricht laut einiger Testpersonen eine höhere Übersichtlichkeit:
„Da fände ich die Tabelle besser, denn dann hat man die Werte alle auf einen Blick. Mit dem
Regler müsste man erst einmal ausprobieren, wie sich die Werte verändern, wenn man ihn
bewegt. Da fände ich eine Tabelle übersichtlicher.“ (TP 01)
„Ich fände eine Tabelle besser, weil ich da den Gesamtüberblick habe und viel leichter schauen
kann, wie sich die Dinge hinten verändern. Beim Regler würde ich das ja nur sehen, wenn ich
den Regler bediene. Wenn ich den hin- und herschiebe, dann merke ich mir die Zahlen ja
nicht. Oder ich müsste sie mir rausschreiben, aber dann könnte ich auch gleich eine Tabelle
haben auf der ich nachschauen kann. Mit der Tabelle hat man eher den Gesamtüberblick, was
ist ganz oben und was unten und wie ist das Verhältnis links und rechts. Also ich finde das
besser.“ (TP 15)
Empfehlungen zum Layout:Da die Testpersonen mit der Darstellung der Antworten im Tabellenformat insgesamt
gut zurechtgekommen sind und die Regler-Darstellung nur modellhaft auf
Papier und nicht am Computer getestet wurde, empfehlen wir das Antwortformat
beizubehalten. Um die Beantwortung der Frage zu erleichtern, könnte auf Kommazahlen
verzichtet und damit die Anzahl der Zeilen in der Tabelle verringert werden.
Eingesetzte kognitive Technik/en:General Probing, Specific Probing
Befund zur Frage:Abgesehen von Testperson 05, die bei Frage 8 aufgrund von Unwissenheit keine Antwort vergibt, können
alle übrigen Testpersonen die Fragen 7, 8 und 9 beantworten. Testperson 05 bekommt Frage 8 als
erste Frage vorgelegt und gibt an, sich mit dieser Thematik nicht auszukennen: „Keine Ahnung, kann
ich nicht beantworten. Die ganzen volkswirtschaftlichen Regulierungen und sowas, das geht über
meinen Horizont hinaus. […] Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ich das beantworten sollte. Ich
würde das einfach auslassen oder irgendwas ganz besonders niedriges ankreuzen, in der Hoffnung,
dass dadurch wenig Schaden entsteht oder so. Aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung.“ Bei den
für sie folgenden Fragen 7 und 9 entscheidet sich die Testperson dann aber doch für eine Antwort.
Betrachtet man die Häufigkeitsverteilungen der Antworten zeigt sich bei allen drei Fragen eine ähnliche
Verteilung: Jeweils die meisten Testpersonen entscheiden sich für einen Zinssatz, der in der Mitte
der Skala (1,5 % bzw. 2 %) liegt. Bei Frage 7 wählen drei Testpersonen einen Zinssatz von 1,5 % und
sechs Testpersonen einen Zinssatz von 2 %, bei Frage 8 entscheidet sich eine Testperson für einen
Zinssatz von 1,5 % und neun Testpersonen für 2 % und bei Frage 9 wählen vier Testpersonen einen
Zinssatz von 1,5 % und acht Testpersonen von 2 %. Bei Frage 7 werden darüber hinaus alle darunter
liegenden Zinssätze (-0,5 % - 1 %) von ein oder zwei Testpersonen ausgewählt. Bei den Fragen 8 und 9
entscheiden sich vier bzw. drei Testpersonen für Zinssätze zwischen 0,5 % und -0,5 %. Bei keiner der
drei Fragen werden Zinsraten größer als 2 % ausgewählt.
Um die Antworten der einzelnen Testpersonen auf alle drei Fragen vergleichen zu können, sind die
jeweils angegebenen Zinsraten in der nachfolgenden Tabelle nach Testpersonen aufgeschlüsselt dargestellt.
Anhand der Tabelle wird ersichtlich, dass sich fünf Testpersonen bei den einzelnen Fragen zumindest
teilweise für unterschiedliche Zinsraten entschieden haben (in der Tabelle durch Fettmarkierung hervorgehoben), während die übrigen zehn Testpersonen bei allen drei Fragen einen identischen
Zinssatz gewählt haben.
Diejenigen zehn Testpersonen, die sich jeweils für den gleichen Zinssatz entschieden haben, haben bei
der Wahl der Zinssätze in den drei Fragen entweder alle drei Indikatoren (TP 03, 09, 14) oder hauptsächlich
einen Indikator berücksichtigt (Inflation, TP 01, 02, 08, 12, 15; Wirtschaftswachstum, TP 05,
06). Ihre Wahl begründen sie dabei durch das Abwägen der relevanten oder aller Indikatoren. Diejenigen
sieben Testpersonen, die sich für einen Wert in der Mitte der Skala entschieden haben, begründen
diese Wahl entweder damit, dass sie bei keinem der Indikatoren extreme Werte wählen und dadurch
eine möglichst günstige Abwägung treffen wollten oder aber damit, dass sie sich mit der Thematik
nicht auskennen und sich daher eher in der Mitte verordnet hätten:
„Ich habe einfach die goldene Mitte genommen. Die Logik von mir war: Der Zinssatz betrifft
ja mich, wenn ich bei der Bank einen Kredit z.B. aufnehmen möchte. Für mich ist es ja immer
besser, einen niedrigen Zinssatz zu haben. Aber je niedriger der Zinssatz, desto höher die Inflationsrate.
Dann ist es ja besser, man wählt etwas in der Mitte aus, denn dann bezahle ich
zwar mehr Prozente (Zinsen), aber die Inflation ist auch weniger. Dann ist zwar die Arbeitslosenrate
etwas höher (das betrifft mich aber nicht), aber das Wirtschaftswachstum ist auch einigermaßen
hoch.“
„Ich würde den Zinssatz im unteren Bereich wahrscheinlich wählen und dass die Inflation
nicht so hoch ist. Aber dann ist die Arbeitslosenrate wieder hoch. Schwierig. Da würde ich eher
das Mittelfeld nehmen, dass die Inflation nicht so arg hoch ist, die Arbeitslosenrate so
mittendrin und das Wachstum ein bisschen Plus hat.“ (TP 02)
„Nicht zu viel und nicht zu wenig. So die goldene Mitte der Ahnungslosen.“ (TP 08)
Auch die übrigen drei Testpersonen haben eine Abwägung der für sie relevanten Indikatoren (TP 03)
getroffen oder aber eher intuitiv gehandelt (TP 05, 14):
„Weil wenn der Leitzins ein niedriger ist, dann sollen die Leute mehr Kredit aufnehmen. […]
Meine Tochter, die arbeitet als Beraterin, die verkauft Häuser. Und wenn der Leitzins niedrig
ist werden mehr Häuser verkauft. Als Beispiel jetzt.“ (TP 03)
„Nach Gefühl fand ich 5 % Inflation vertretbar, Arbeitslose noch vertretbar und auch Wirtschaftswachstum.“
(TP 05)
„Ich habe versucht die vier Begriffe miteinander zu kombinieren und in einen Topf zu schmeißen
und dann zu schauen welche mir am besten zusagen. Aber eine genaue Begründung kann
ich jetzt nicht sagen. Das war so ein Bauchgefühl.“ (TP 14)
Vergleich Frage 7 und Frage 8:
Vergleicht man die gewählten Zinsraten für den Euroraum (Frage 7) und für Deutschland (Frage 8)
kann festgestellt werden, dass drei Testpersonen (TP 10, 11,13) einen unterschiedlichen Wert gewählt
haben, was sie wie folgt begründen:
„Ich hätte gerne einen Zinssatz von 2 % für Deutschland und Europa. Aber die EZB gibt ja
auch Gelder an die nationalen Banken, d.h. das Geld im Euroraum müsste günstiger sein, die
EZB müsste also einen Leitzins von 1,5 oder 1 % setzen. Also habe ich die Frage mit 2 % eigentlich
falsch beantwortet. Ich mache den hier niedriger, mache ich 1 %, als Wachstumsmotor
für die Euroländer.“ (TP 10; Zinsraten: 1 % Euroraum, 2 % Deutschland)
„Die Arbeitslosenrate könnte in Europa etwas höher sein, weil Europa größer ist.“ (TP 11; Zinsraten:
1,5 % Euroraum, 0,5 % Deutschland)
„Europäischer Raum und deutscher Raum sind ja im Prinzip nicht das gleiche. Das eine beinhaltet
zwar das andere, aber insgesamt finde ich, dass ein höheres Wirtschaftswachstum im
Euroraum für Gesamteuropa besser ist. Und Deutschland hat ja schon im europäischen Wirtschaftsraum
ein relativ starkes Wirtschaftswachstum. Also deswegen ist da ein niedrigeres
Wirtschaftswachstum als insgesamt-europäisch gesehen für mich in Ordnung.“ (TP 13; Zinsraten:
1 % Euroraum, 2 % Deutschland)
Die übrigen elf Testpersonen haben für den Euroraum und für Deutschland die gleiche Zinsrate gewählt.
Dies wird von neun Testpersonen damit begründet, dass sie hier keinen Unterschied sehen oder
machen. Zwei weitere Testpersonen (TP 11, 14) geben an, dass ihnen für eine Unterscheidung das Hintergrundwissen
fehle und dass sie sich deswegen für den gleichen Zinssatz entschieden hätten. Testperson
08 gibt an, die Unterscheidung zunächst überlesen zu haben.
„Ich unterscheide hier nicht zwischen Euroraum und Deutschland. Das ist doch das Gleiche.
Ob ich die EZB bin oder die Deutsche Bundesbank, ich denke da an mich.“ (TP 01)
„Dass man das nicht generell trennen kann. Die EZB bestimmt mit, was in den einzelnen Ländern
passiert. Deshalb war das für mich klar, dass ich dasselbe ankreuze.“ (TP 07)
„Ich mache keinen Unterschied zwischen Deutschland und der Eurozone, weil ich sowohl in
der Eurozone als auch in Deutschland lebe.“ (TP 09)
„Kann ich so nicht begründen, einfach nur wegen der Zahlenkombination. Mir war zwar klar,
hier ist es der Euroraum und hier ist es Deutschland. Aber einfach, weil mir das am besten gefallen
hat. Dafür fehlt mir der wirtschaftliche Überblick, um das [einen evtl. Unterschied] zu
beurteilen.“ (TP 14)
Bei allen drei Fragen wollten wir von den Testpersonen wissen, wie leicht oder schwer es ihnen gefallen
ist, diese Frage zu beantworten. Von den insgesamt 15 Testpersonen geben 10 bei mindestens einer der
drei Fragen an, dass es ihnen „eher schwer“ (8 TPs) oder „sehr schwer“ (2 TPs) gefallen ist diese Frage zu
beantworten. Am häufigsten wird als Grund angegeben, dass die Thematik der Frage schwer sei und
dass es außerdem schwer sei, die Indikatoren abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen. Testperson
09 gibt als Begründung an, dass es Zeit brauchen würde sich zu orientieren und die Fülle an Informationen
zu verarbeiten. Ihrer Meinung nach könnte dies durch weniger Zeilen erleichtert werden.