Abgesehen von Testperson 05, die bei Frage 8 aufgrund von Unwissenheit keine Antwort vergibt, können
alle übrigen Testpersonen die Fragen 7, 8 und 9 beantworten. Testperson 05 bekommt Frage 8 als
erste Frage vorgelegt und gibt an, sich mit dieser Thematik nicht auszukennen: „
Keine Ahnung, kann
ich nicht beantworten. Die ganzen volkswirtschaftlichen Regulierungen und sowas, das geht über
meinen Horizont hinaus. […] Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ich das beantworten sollte. Ich
würde das einfach auslassen oder irgendwas ganz besonders niedriges ankreuzen, in der Hoffnung,
dass dadurch wenig Schaden entsteht oder so. Aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung.“ Bei den
für sie folgenden Fragen 7 und 9 entscheidet sich die Testperson dann aber doch für eine Antwort.
Betrachtet man die Häufigkeitsverteilungen der Antworten zeigt sich bei allen drei Fragen eine ähnliche
Verteilung: Jeweils die meisten Testpersonen entscheiden sich für einen Zinssatz, der in der Mitte
der Skala (1,5 % bzw. 2 %) liegt. Bei Frage 7 wählen drei Testpersonen einen Zinssatz von 1,5 % und
sechs Testpersonen einen Zinssatz von 2 %, bei Frage 8 entscheidet sich eine Testperson für einen
Zinssatz von 1,5 % und neun Testpersonen für 2 % und bei Frage 9 wählen vier Testpersonen einen
Zinssatz von 1,5 % und acht Testpersonen von 2 %. Bei Frage 7 werden darüber hinaus alle darunter
liegenden Zinssätze (-0,5 % - 1 %) von ein oder zwei Testpersonen ausgewählt. Bei den Fragen 8 und 9
entscheiden sich vier bzw. drei Testpersonen für Zinssätze zwischen 0,5 % und -0,5 %. Bei keiner der
drei Fragen werden Zinsraten größer als 2 % ausgewählt.
Um die Antworten der einzelnen Testpersonen auf alle drei Fragen vergleichen zu können, sind die
jeweils angegebenen Zinsraten in der nachfolgenden Tabelle nach Testpersonen aufgeschlüsselt dargestellt.
Anhand der Tabelle wird ersichtlich, dass sich fünf Testpersonen bei den einzelnen Fragen zumindest
teilweise für unterschiedliche Zinsraten entschieden haben (in der Tabelle durch Fettmarkierung hervorgehoben), während die übrigen zehn Testpersonen bei allen drei Fragen einen identischen
Zinssatz gewählt haben.
Diejenigen zehn Testpersonen, die sich jeweils für den gleichen Zinssatz entschieden haben, haben bei
der Wahl der Zinssätze in den drei Fragen entweder alle drei Indikatoren (TP 03, 09, 14) oder hauptsächlich
einen Indikator berücksichtigt (Inflation, TP 01, 02, 08, 12, 15; Wirtschaftswachstum, TP 05,
06). Ihre Wahl begründen sie dabei durch das Abwägen der relevanten oder aller Indikatoren. Diejenigen
sieben Testpersonen, die sich für einen Wert in der Mitte der Skala entschieden haben, begründen
diese Wahl entweder damit, dass sie bei keinem der Indikatoren extreme Werte wählen und dadurch
eine möglichst günstige Abwägung treffen wollten oder aber damit, dass sie sich mit der Thematik
nicht auskennen und sich daher eher in der Mitte verordnet hätten:
- „Ich habe einfach die goldene Mitte genommen. Die Logik von mir war: Der Zinssatz betrifft
ja mich, wenn ich bei der Bank einen Kredit z.B. aufnehmen möchte. Für mich ist es ja immer
besser, einen niedrigen Zinssatz zu haben. Aber je niedriger der Zinssatz, desto höher die Inflationsrate.
Dann ist es ja besser, man wählt etwas in der Mitte aus, denn dann bezahle ich
zwar mehr Prozente (Zinsen), aber die Inflation ist auch weniger. Dann ist zwar die Arbeitslosenrate
etwas höher (das betrifft mich aber nicht), aber das Wirtschaftswachstum ist auch einigermaßen
hoch.“
- „Ich würde den Zinssatz im unteren Bereich wahrscheinlich wählen und dass die Inflation
nicht so hoch ist. Aber dann ist die Arbeitslosenrate wieder hoch. Schwierig. Da würde ich eher
das Mittelfeld nehmen, dass die Inflation nicht so arg hoch ist, die Arbeitslosenrate so
mittendrin und das Wachstum ein bisschen Plus hat.“ (TP 02)
- „Nicht zu viel und nicht zu wenig. So die goldene Mitte der Ahnungslosen.“ (TP 08)
Auch die übrigen drei Testpersonen haben eine Abwägung der für sie relevanten Indikatoren (TP 03)
getroffen oder aber eher intuitiv gehandelt (TP 05, 14):
- „Weil wenn der Leitzins ein niedriger ist, dann sollen die Leute mehr Kredit aufnehmen. […]
Meine Tochter, die arbeitet als Beraterin, die verkauft Häuser. Und wenn der Leitzins niedrig
ist werden mehr Häuser verkauft. Als Beispiel jetzt.“ (TP 03)
- „Nach Gefühl fand ich 5 % Inflation vertretbar, Arbeitslose noch vertretbar und auch Wirtschaftswachstum.“
(TP 05)
- „Ich habe versucht die vier Begriffe miteinander zu kombinieren und in einen Topf zu schmeißen
und dann zu schauen welche mir am besten zusagen. Aber eine genaue Begründung kann
ich jetzt nicht sagen. Das war so ein Bauchgefühl.“ (TP 14)
Vergleich Frage 7 und Frage 8:
Vergleicht man die gewählten Zinsraten für den Euroraum (Frage 7) und für Deutschland (Frage 8)
kann festgestellt werden, dass drei Testpersonen (TP 10, 11,13) einen unterschiedlichen Wert gewählt
haben, was sie wie folgt begründen:
- „Ich hätte gerne einen Zinssatz von 2 % für Deutschland und Europa. Aber die EZB gibt ja
auch Gelder an die nationalen Banken, d.h. das Geld im Euroraum müsste günstiger sein, die
EZB müsste also einen Leitzins von 1,5 oder 1 % setzen. Also habe ich die Frage mit 2 % eigentlich
falsch beantwortet. Ich mache den hier niedriger, mache ich 1 %, als Wachstumsmotor
für die Euroländer.“ (TP 10; Zinsraten: 1 % Euroraum, 2 % Deutschland)
- „Die Arbeitslosenrate könnte in Europa etwas höher sein, weil Europa größer ist.“ (TP 11; Zinsraten:
1,5 % Euroraum, 0,5 % Deutschland)
- „Europäischer Raum und deutscher Raum sind ja im Prinzip nicht das gleiche. Das eine beinhaltet
zwar das andere, aber insgesamt finde ich, dass ein höheres Wirtschaftswachstum im
Euroraum für Gesamteuropa besser ist. Und Deutschland hat ja schon im europäischen Wirtschaftsraum
ein relativ starkes Wirtschaftswachstum. Also deswegen ist da ein niedrigeres
Wirtschaftswachstum als insgesamt-europäisch gesehen für mich in Ordnung.“ (TP 13; Zinsraten:
1 % Euroraum, 2 % Deutschland)
Die übrigen elf Testpersonen haben für den Euroraum und für Deutschland die gleiche Zinsrate gewählt.
Dies wird von neun Testpersonen damit begründet, dass sie hier keinen Unterschied sehen oder
machen. Zwei weitere Testpersonen (TP 11, 14) geben an, dass ihnen für eine Unterscheidung das Hintergrundwissen
fehle und dass sie sich deswegen für den gleichen Zinssatz entschieden hätten. Testperson
08 gibt an, die Unterscheidung zunächst überlesen zu haben.
- „Ich unterscheide hier nicht zwischen Euroraum und Deutschland. Das ist doch das Gleiche.
Ob ich die EZB bin oder die Deutsche Bundesbank, ich denke da an mich.“ (TP 01)
- „Dass man das nicht generell trennen kann. Die EZB bestimmt mit, was in den einzelnen Ländern
passiert. Deshalb war das für mich klar, dass ich dasselbe ankreuze.“ (TP 07)
- „Ich mache keinen Unterschied zwischen Deutschland und der Eurozone, weil ich sowohl in
der Eurozone als auch in Deutschland lebe.“ (TP 09)
- „Kann ich so nicht begründen, einfach nur wegen der Zahlenkombination. Mir war zwar klar,
hier ist es der Euroraum und hier ist es Deutschland. Aber einfach, weil mir das am besten gefallen
hat. Dafür fehlt mir der wirtschaftliche Überblick, um das [einen evtl. Unterschied] zu
beurteilen.“ (TP 14)
Bei allen drei Fragen wollten wir von den Testpersonen wissen, wie leicht oder schwer es ihnen gefallen
ist, diese Frage zu beantworten. Von den insgesamt 15 Testpersonen geben 10 bei mindestens einer der
drei Fragen an, dass es ihnen „eher schwer“ (8 TPs) oder „sehr schwer“ (2 TPs) gefallen ist diese Frage zu
beantworten. Am häufigsten wird als Grund angegeben, dass die Thematik der Frage schwer sei und
dass es außerdem schwer sei, die Indikatoren abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen. Testperson
09 gibt als Begründung an, dass es Zeit brauchen würde sich zu orientieren und die Fülle an Informationen
zu verarbeiten. Ihrer Meinung nach könnte dies durch weniger Zeilen erleichtert werden.