General Probing, Comprehension Probing.
Auf die Nachfrage, ob die Befragten mit der menschlichen Zuwendung bei diesem Kontakt zufrieden
waren, gaben sieben Testpersonen (TP 01, 03, 05, 08, 09, 11, 12) an, dass Sie mit dem Kontakt „sehr
zufrieden“ waren und fünf Testpersonen (TP 02, 04, 06, 07, 10), dass sie „ziemlich zufrieden“ waren.
Das Ziel des kognitiven Pretests bei Frage 8 war es, herauszufinden, ob die Befragten den Begriff
„menschliche Zuwendung“ verstehen.
Zwei der Befragten äußerten bereits spontan Probleme mit dieser Frage, bevor die eigentlichen kognitiven
Techniken eingesetzt wurden. Testperson 02 empfand den Begriff als unpassend für den medizinischen
Kontext und TP 07 war sich unsicher über den Bezugsrahmen der Frage:
- „Das ist halt ein Begriff, der schwer definiert ist. Menschliche Zuwendung ist für mich eher
sowas, wie ich umarme meine Mutter. Oder ich gehe zu einem Baby und spiele mit dem. Das
ist für mich menschliche Zuwendung. Das habe ich beim Arzt jetzt nicht unbedingt.“ (TP 02)
- „Das Drumherum mit den Sprechstundengehilfinnen ist nicht von Belang? Also nur der Arzt
an sich, von dem sprechen wir, richtig? Ansonsten wäre es ein bisschen anders, die haben einen
lange ignoriert, man musste lange warten, nicht so freundlich. […] Kleiner Kontrast zur
eigentlichen Ärztin.“ (TP 07)
Auf die Aufforderung hin, ihre Antwortwahl noch etwas näher zu erläutern, gaben drei der Testpersonen
(TP 08, 09, 12) an, dass ihr Arzt/ihre Ärztin Anteil an ihrem Schicksal nahm und empathisch agierten.
Testperson 12 führte beispielsweise aus, dass ihr Arzt „
sehr verständnisvoll und geduldig [ist]. Er
sieht, dass ich ein Angstpatient bin und er versucht mich zu beruhigen. […] Er ist einfühlsam. Er
scherzt mit allen. Ich finde ihn toll.“ Vier Testpersonen (TP 08, 10, 11, 12) hoben bei dieser Nachfrage
hervor, dass ihr Arzt/ihre Ärztin während des Gesprächs aufmerksam war und auf ihre Belange einging.
Zusätzlich erwähnten drei der Testpersonen (TP 01, 06, 09), dass ihr Arzt/ihre Ärztin sich nicht nur über
fachliche Themen, sondern auch über persönliche Themen austauscht und zusätzlich ein „
paar freundliche
Worte wechselt“ (TP 06). Weitere genannte Aspekte waren die Tatsache, dass der Arzt/die Ärztin
den Patienten ernstnimmt (TP 10), dass eine Vertrauensbasis zwischen dem Arzt und dem Patienten
besteht (TP 05) und, dass die Ärztin den Eindruck vermittelt, den Menschen helfen zu wollen (TP 03).
Drei der Testpersonen (TP 02, 04, 07) nannten auch die Gründe, warum Sie statt „sehr zufrieden“ den
Antwortwert „eher zufrieden“ wählten. Testperson 04 bemängelte, dass der Arzt bei der Untersuchung
körperlich grob mit ihm umging, wohingegen Testperson 07 unzufrieden mit dem Verhalten des Personals
war. In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass neben Testperson 07 auch Testperson
10 bei der Bewertung nicht nur den Arzt, sondern auch sein Personal einbezog. Zuletzt merkte Testperson
02 an, dass ihr Arzt vermutlich zu viele Patienten hat: „
Ich habe relativ lang in dem Wartezimmer
gewartet bzw. in dem Behandlungszimmer. Und wenn man merkt, dass der Arzt viel zu tun hat, denkt
man sich oft, dass der Arzt nur noch sein Repertoire abspielt.“
Auf die Nachfrage hin, was die Befragten unter „menschlicher Zuwendung“ verstehen, nannten die
Befragten ebenfalls Aspekte wie Anteilnahme (TP 06, 08, 12) und Aufmerksamkeit bzw. Interesse an
den Patienten (TP 02, 07, 09). Für jeweils zwei der Testpersonen war es wichtig, nicht als Objekt und als
„
Nummer im Gesundheitssystem“ behandelt zu werden (TP 05, 08) und, dass der Arzt/die Ärztin sich
Zeit nimmt (TP 03,10). Jeweils eine Testperson erwähnte, dass der Arzt die Beschwerden nicht runterspielen
sollte (TP 03), dass der Arzt/die Ärztin die Patienten ernst nehmen sollte (TP 09), dass der
Arzt/die Ärztin persönliche Ratschläge gibt (TP 07), dass man sich gut versteht und Vertrauen über die
Zeit hinweg aufbaut (TP 01). Allerdings zeigte sich bei dieser Nachfrage auch, dass vier der Testpersonen
(TP 02, 06, 07, 09) zwischen einer allgemeinen Definition von „menschlichen Zuwendung“ und der
menschlichen Zuwendung im Behandlungskontext unterscheiden. Testperson 09 fragte hier auch im
Gespräch explizit nach: „
Das ist jetzt ein bisschen komisch gefragt. Ist das jetzt allgemein oder auf
dieses Arztgespräch?“
Diese Befragten definierten „menschliche Zuwendung“ allgemein folgendermaßen:
- „Menschliche Zuwendung ist […] wenn man nicht ignoriert wird, sich als Mensch fühlt der
nicht schlechter behandelt wird. Man wird anerkannt als Mensch. Und jemand der einen mag,
zeigt einem dann auch menschliche Zuwendung.“ (TP 02)
- „Vertraulichkeit, dass man getröstet wird, ein freundliches Wort, ‚warme Worte‘.“ (TP 06)
- „Hilfe von anderen zu bekommen, zu erhalten. Vertrauen, geschätzt werden auch. Auch solche
Sachen wie umarmen, ist ja auch eine menschliche Zuwendung oder Küssen.“ (TP 07)
- „Offen, freundlich, vielleicht sogar […] mitfühlend.“ (TP 09)
Dahingegen definierten diese Befragten „menschliche Zuwendung“ im Behandlungskontext folgendermaßen:
- „Dass man halt miteinander kommuniziert und das relativ herzlich ist. […] Das ist ja als Arzt
schwer sich auf jeden Patienten einzulassen. Aber man kann ja jemanden das Gefühl geben,
‚das, was du mir gerade sagst, interessiert mich‘.“ (TP 02)
- „Dass man sich in der halben Stunde auf diesen Menschen voll konzentriert, finde ich schon
wichtig. Sich ganz zuwendet. […] in seinen Belangen, Fragen, aber das hat mit der normalen
generellen Zuwendung, finde ich, nichts zu tun. Das ist eine andere Art menschlicher Zuwendung.“
(TP 07)
- „Zuhören können, ernst genommen werden und auf einer Augenhöhe […]. Von so einem Gott
in Weiß halte ich nicht viel. Ich möchte eigentlich gleichberechtigt behandelt werden.“ (TP
09)