Die Fragen 5 und 6 erfassen die ideale Anzahl an Kindern pro Paar vor dem Hintergrund des Klimawandels, einmal auf der gesellschaftlichen Ebene (Frage 5) und einmal auf der individuellen Ebene (Frage 6).
Das Ziel der Testung bestand darin herauszufinden, ob die Befragten eine bestimmte Kinderzahl als Limit nennen können oder ob sie eine vagere Antwortmöglichkeit bevorzugen. Bei Frage 6 sollte zudem untersucht werden, ob die Befragten eine für sich passende Antwort auswählen.
Alle Befragten beantworteten beide Fragen, so dass es zu keinem Item Nonresponse kam. Zudem wählten 78,6 % (n = 220) der Befragten dieselbe Antwort auf beide Fragen, was darauf hindeutet, dass die meisten Befragten nicht zwischen der gesellschaftlichen und individuellen Ebene unterschieden. Die mit Abstand häufigste Antwort auf beide Fragen war, dass der Klimawandel nichts damit zu tun habe, ob und wie viele Kinder man haben sollte.
Frage 6: Die ideale Kinderzahl auf individueller Ebene
Die Mehrheit der Testpersonen (60,7 %) gab an, dass der Klimawandel nichts damit zu tun habe, ob sie Kinder haben sollten oder nicht. Für diese Befragten waren andere Faktoren für die Familienplanung ausschlaggebend.
- „Ich möchte sowieso nur zwei Kinder. Theoretisch müssen Paare mehr Kinder haben, um die Zukunft der Generation zu sichern, da auch nicht jedes Kind wieder Kinder bekommt. Zudem kommt es auf den Lebensstil und nicht auf die Menge an.“ (TP122, Antwort: Klimawandel hat nichts damit zu tun)
- „Für mich sind andere Parameter relevant. Möchte ich und kann ich die Verantwortung übernehmen? Kann ich den Kindern ein gutes Zuhause bieten etc.?“ (TP201, Antwort: Klimawandel hat nichts damit zu tun)
- „Meine Gründe keine Kinder zu haben sind vielfältig, Klimawandel ist nur ein Aspekt.“ (TP301, Antwort: Klimawandel hat nichts damit zu tun)
Allerdings trugen viele Befragte, die eine Höchstzahl an Kindern nannten, ähnliche Argumente vor, d. h. auch diese Befragten richteten ihre Entscheidung für eine bestimmte Anzahl an Kindern nicht am Klimawandel aus. Vielmehr schien der Klimawandel oft eher ein zusätzliches Argument für ihre Präferenz zu sein. In nicht wenigen dieser Fälle wurde der Klimawandel in der Begründung der Antworten gar nicht erwähnt.
- „Es ist nicht allein nur dem Klimawandel geschuldet, dass ich diese Einstellung habe. Es gibt noch weitere gute Gründe wie Krieg, Massenmigration und Krankheiten.“ (TP278, Antwort: Keine Kinder)
- „Ich möchte eh nicht unbedingt Kinder haben und der Klimawandel bestätigt diese Einstellung nur weiter.“ (TP711, Antwort: Keine Kinder)
- „Ich möchte generell keine Kinder haben.“ (TP1341, Antwort: Keine Kinder)
- „Wir haben ein Kind und sind glücklich. Durch die Überbevölkerung entstehen neben dem Klimawandel auch andere Probleme.“ (TP267, Antwort: Ein Kind)
- „Aufgrund der schwachen Wirtschaftslage.“ (TP1089, Antwort: Zwei Kinder)
- „[Es] spielte eher mein Wunsch eine Rolle, drei Kinder haben zu wollen; mehr Kinder wären zu viel. Bei einer größeren Anzahl an Kindern kann ich auf jeden Fall die Bedenken bezüglich Klimawandel nachvollziehen.“ (TP1053, Antwort: Drei Kinder)
Nur bei einzelnen Befragten deuteten die Antworten darauf hin, dass ihre Haltung zum Klimawandel ihre Familienplanung beeinflussen könnte. Dies zeigte sich vor allem dann, wenn die gegebene Antwort auf Frage 3 nach der gewünschten Anzahl an Kindern nicht mit der Antwort auf Frage 6 übereinstimmte.
- „Das liegt daran, dass ich die Umwelt und den Klimawandel in einem guten Zustand halten möchte und ich glaube, dass es für den Anfang ein sicherer Weg ist, nicht mehr als zwei Kinder zu haben.“ (TP664, Antwort Frage 6: Zwei Kinder; Antwort Frage 3: Vier Kinder)
- „Da ich gerne zwei Kinder hätte, vielleicht auch mehr, aber das Emissionsthema mich eher davon abhält, mehr zu bekommen.“ (TP1017, Antwort Frage 6: Zwei Kinder; Antwort Frage 3: Zwei Kinder)
Die Fragen zur idealen Kinderanzahl im Vergleich
Testpersonen, die unterschiedliche Antworten auf die Fragen 5 und 6 gaben, schienen in einigen Fällen gut zwischen der gesellschaftlichen und der individuellen Ebene unterscheiden zu können.
- „Weil ich bei Frage 5 die gesellschaftliche Verantwortung betonen wollte – also, dass der Klimawandel kein individuelles Kinderverbot bedeuten sollte. Bei Frage 6 habe ich meine persönliche Gefühlslage ausgedrückt: Dass ich selbst Zweifel habe, ob ich einem Kind angesichts der Klimakrise eine gute Zukunft bieten kann.“ (TP197, Antwort Frage 5: Klimawandel hat nichts damit zu tun; Antwort Frage 6: Keine Kinder)
- „Zunächst sollten Menschen generell entscheiden, ob sie in der Lage sind, Kinder angemessen großzuziehen und ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen. Für mich steht der Umweltaspekt erst im Raum, NACHDEM ich entschieden habe, dass ich fähig bin, Kinder zu haben (persönlich etc.).“ (TP532, Antwort Frage 5: Klimawandel hat nichts damit zu tun; Antwort Frage 6: Keine Kinder)
Allerdings offenbarte sich im Zusammenspiel der Surveyantworten und kognitiven Nachfragen, dass nicht alle Befragten bei der Beantwortung der beiden Fragen angaben, wie viele Kinder man aufgrund des Klimawandels höchstens bekommen sollte, sondern in Frage 5 angaben, was sie als ideale durchschnittliche Geburtenquote empfinden, und in Frage 6, was ihre eigene Kinderplanung ist. Beispielsweise erklärten zwei Befragte, dass sie zwar persönlich darauf festgelegt seien, keine oder nur wenige Kinder zu bekommen, dies aber niemand anderem vorschreiben wollen würden. Dennoch nannten diese Befragten eine Höchstanzahl an Kindern in Frage 5.
- „[Aufgrund meiner] aktuellen Lebenssituation und Planung. Ich kann jedoch anderen keine Vorschriften über ihr Leben machen. Kinderlose Paare gleichen Paare mit mehreren Kindern aus. Somit passt es dann wieder.“ (TP267, Antwort Frage 5: Zwei Kinder, Antwort Frage 6: Ein Kind)
- „Ich würde diese Meinung niemanden aufdrücken wollen, Menschen haben teilweise den großen Wunsch eigene Kinder zu haben und das sollte auf keinen Fall verwehrt werden.“ (TP268, Antwort Frage 5: Zwei Kinder; Antwort Frage 6: Keine Kinder)
In einem weiteren Fall gab eine Befragte an, persönlich keinen Kinderwunsch zu haben. Sie gab daher in Antwort auf Frage 3 richtigerweise „0 Kinder“ an. Grundsätzlich schien sie die Ansicht zu vertreten, dass zwei Kinder zu bekommen klimatechnisch vertretbar sei und gab als Antwort auf Frage 5 „zwei Kinder“ an. Allerdings beantwortete sie Frage 6 wieder mit „Keine Kinder“, obwohl sie für sich selbst nicht ausschloss, sich mit dem richtigen Partner bis zu zwei Kinder vorstellen zu können.
„Ich persönlich möchte wahrscheinlich gar keine Kinder, aber eher, weil ich keine Nerven für Kinder habe. Wenn ich aber den richtigen Partner an meiner Seite hätte, dann eben höchstens zwei, damit es nicht noch mehr Menschen werden.“ (TP144, Antwort Frage 6: Keine Kinder).
Zuletzt deuteten auch Kommentare einzelner Testpersonen darauf hin, dass nicht allen die subtilen Unterscheidungen in den Fragen nach der gewünschten oder idealen Kinderzahl bewusst waren. Dies betraf die Fragen 3, 5 und 6.
- „Diese Frage hatten wir ja schon.“ (TP168, Antwort Frage 6: Ein Kind; Antwort Frage 3: Ein Kind)
- „[Ich habe auf Fragen 5 und 6 verschiedene Antworten gegeben,] weil Sie diese Frage schon vier Mal gestellt haben und ich genervt bin.“ (TP372, Antwort Frage 6: Keine Kinder, Antwort Frage 3: 5 oder mehr Kinder)