Allgemeine Informationen:Wir kommen nun zu den Fragen nach zukünftigen Alterseinkünften.
Dass sich im folgenden auch ID 4 findet, die gerade angegeben hatte, dass sie bereits Alterseinkünfte bezieht, erklärt sich dadurch, dass die Person frühpensioniert ist und neben ihrer derzeitigen Pension beim Erreichen einer bestimmten Altersgrenze weitere Leistun-gen erhalten wird. Die Fallzahl der „zukünftigen Rentner“ beläuft sich damit also auf 11.
Einleitungstext:Kommen wir nun zu Ihren zukünftigen Alterseinkünften.
Fragetext:Haben Sie/Hat er/sie Ansprüche an ein Altersicherungssystem gesetzlich oder privat erworben?
Befund zur Multi-Item-Skala:11 Testpersonen erwarten in Zukunft Alterseinkünfte. Zwei Personen (ID 6, 11) stören sich an dem Begriff „Alterssicherungssystem“:
„Ja. Wieso System das würde mich jetzt irritieren. Entweder hat man eine Alterssicherung, deshalb muss es noch lange kein System sein. Die Rentenversicherung ist vielleicht ein System. Aber wenn ich eine schlichte Rentenversicherung bei einer Versicherung abschließe da kann ich noch nicht von einem System sprechen.“ (ID 6)
„An ein was? Den Begriff „Alterssicherungssystem“ verstehe ich nicht. Das versteht ja keiner. Warum fragen Sie nicht einfach, ob ich später Rente erhalten werde von der früheren BfA oder der Rentenversicherung. Den Begriff „Alterssicherungssystem“ höre ich heute zum ersten Mal.“
Eine Testperson nennt gleich den Buchstaben aus der Liste.
Die Testleiter kritisieren auch hier den etwas mühsamen Befragungsablauf, z.B. ID 10: „Die Vorgehensweise mit dieser und den beiden folgenden Fragen ist mühsam, teilweise wie-derholen sich die Formulierungen. Das könnte man eleganter machen“. Auch der Hinweis, der Interviewer solle „ggf.“ eine Liste vorlegen, wird als unpräzise bewertet.
Auch hier sollte es nicht in das Belieben des Interviewers gestellt sein, ob er eine Liste vorlegt oder nicht („ggf.“).
Empfehlungen zur Multi-Item-Skala:Natürlich die Listennummerierung korrigieren; ansonsten siehe die Empfehlung zu Frage 60.
In der Intervieweranweisung „ggfs.“ streichen.
Wir empfehlen auch hier die Verschlankung des Befragungsablaufes. Die Fragen 62, 63 und 64 könnten zusammengefasst und direkt unter Verwendung der entsprechenden Liste abgefragt werden: „Int.: Liste xx vorlegen. Welche der Alterseinkünfte auf dieser Liste werden Sie zukünftig einmal beziehen?“ Mehrfachnennungen sollten möglich und die Kategorie „nichts davon“ sollte – auch wenn kaum damit zu rechnen ist, dass dies zutrifft - auf der Liste enthalten sein.
Auch hier wäre zu klären, ob sich die Frage auf die Befragungsperson oder auf den gesamten Haushalt beziehen soll; dieser Bezug muss auf jeden Fall in der Frage deutlich werden, also ggfs. „.... werden Sie persönlich einmal beziehen?“ oder „... werden Sie oder eine andere Person in Ihrem Haushalt einmal beziehen.?“
Für alle genannten Formen der privaten Alterseinkünfte gibt es im Fragebogen dann Nachfragen. Hier im Pretest wurden die Nachfragen für a) Betriebsrente, b) staatlich bezuschusste Altersvorsorge. c) kapitalbildende Lebensversicherungen, d) sonstige private Rentenversicherungen und e) Direktversicherung durch den Arbeitgeber gestellt.
Sonstiges:Die Listen 3 und 4 sind jeweils mit 3 a-f für alle Items der Liste 3 und 4 a-f für alle Items der Liste 4 benannt. Im Folgenden liegen lediglich Empfehlungen für Liste 4 vor, deren Items einzeln getestet wurden.
Eingesetzte kognitive Technik/en:General Probing
Items
Itemtext
Item getestet
3 a) Rente der gesetzlichen Rentenversicherung
Nein
3 b) Beamtenpension
Nein
3 c) Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst
Nein
3 d) Altersrente für Landwirte
Nein
3 e) Berufsständische Versorgung der verkammerten Freiberufler wie z.B. Ärzte, Apotheker, Rechtsanwälte
Nein
3 f) Keine der genannten
Nein
4 a) Betriebsrenten (außer Direktversicherungen), wie z.B. Pensionfonds oder Pensionskassen, Pensionsrückstellungen sowie direkte Pensionszusagen des Arbeitsgebers
Itemtext:4 a) Betriebsrenten (außer Direktversicherungen), wie z.B. Pensionfonds oder Pensionskassen, Pensionsrückstellungen sowie direkte Pensionszusagen des Arbeitsgebers
Empfehlungen:Keine Empfehlungen.
Befund zum Item:ID 3 ist sich bei der Anzahl der Betriebsrenten nicht sicher, ob es in ihrem Haushalt eine oder zwei Betriebsrenten geben wird, weil sie nicht weiß, ob ihr Partner später eine solche Betriebsrente beziehen wird oder nicht; sie selbst wird eine solche Betriebsrente im Alter beziehen. ID 13 antwortet sicher, dass sowohl sie wie auch die Ehepartnerin Betriebsrente erhalten wird, zählt also für den Haushalt zwei solcher Betriebsrenten auf.
Über die Höhe der zukünftigen Betriebsrente können beide ID keine Auskunft geben, ….
„weil sich meine berufliche Situation gerade geändert hat und ich noch nicht den richtigen Überblick habe“ (ID 3) bzw.
„weil der Kontoauszug erst Ende des Jahre kommt (ID 13).
Beide Testpersonen zahlen Beiträge zur Betriebsrente, ID 3 seit 2009, ID 13 seit 1999; beide sind sich über diese Jahreszahl sehr sicher. Der monatliche Beitrag, der im Haushalt von ID 13 geleistet wird, beläuft sich auf 79 Euro bei der Betriebsrente des Partners; der Beitrag für die eigene Betriebsrente ist nicht bekannt, „weil es bei mir automatisch vom Gehalt abgeht.“ ID 3 machte keine Angaben zur Höhe des monatlichen Beitrages. Beide wären nicht bereit, im „echten“ Interview in ihren Unterlagen nachzuschauen.
Vom Verständnis her bereiten die Fragen zur Betriebsrente keinerlei Probleme.
Thema der Frage:Soziodemographie
Konstrukt:Alterssicherungssystem
Ja
4 b) Staatlich bezuschusste Altersvorsorge („Riesterrente”, „Rüruprente”), d.h. staatlich bezuschusste und zertifizierte Sparanlagen, die nur unter gewissen Voraussetzungen vor Eintritt ins Rentenalter ausbezahlt werden
Itemtext:4 b) Staatlich bezuschusste Altersvorsorge („Riesterrente”, „Rüruprente”), d.h. staatlich bezuschusste und zertifizierte Sparanlagen, die nur unter gewissen Voraussetzungen vor Eintritt ins Rentenalter ausbezahlt werden
Empfehlungen:Keine Empfehlungen.
Befund zum Item:Sowohl ID 2 wie auch ID 9 geben an, über einen Vertrag zur staatlich bezuschussten Altersvorsorge zu verfügen. Bei ID 2 handelt es sich um eine fondgebundene Riester-Rentenversicherung, ID 9 ist sich über die genaue Form unsicher. Das gleiche gilt für die Höhe des derzeitigen Guthabens, während hingegen ID 9 einen Betrag von 2.000 Euro angibt, dies auf Rückfrage dann aber als eine „eher grobe Schätzung“ bezeichnet. Sie wäre aber im „echten“ Interview dennoch nicht bereit, in den Unterlagen nachzuschauen.
Beide Testpersonen zahlen Beiträge zu ihren Verträgen, ID 2 nennt hier 32 Euro pro Monat, ID 9 150 Euro pro Monat. Beide bezeichnen ihre jeweilige Angabe als sehr genau bzw. ziemlich genau.
Vom Verständnis her bereiten die Fragen zur Betriebsrente keinerlei Probleme.
Thema der Frage:Soziodemographie
Konstrukt:Alterssicherungssystem
Ja
4 c) Kapitalbildende Lebensversicherungen (inklusive Aussteuer- und Ausbildungsversicherungen, keine Risikolebensversicherungen oder Direktversicherungen durch den Arbeitgeber. Nur Lebensversicherungen, die nicht staatlich bezuschusst werden.)
Itemtext:4 c) Kapitalbildende Lebensversicherungen (inklusive Aussteuer- und Ausbildungsversicherungen, keine Risikolebensversicherungen oder Direktversicherungen durch den Arbeitgeber. Nur Lebensversicherungen, die nicht staatlich bezuschusst werden.)
Empfehlungen:Keine Empfehlungen.
Befund zum Item:Drei der 5 Testpersonen verfügen über eine, zwei über zwei kapitalbildende Lebensversicherungen. Von Bedeutung und zu beachten wäre die spontane Reaktion von ID 6, die sich hier unsicher fühlt mit dem Problem, ob sich die Frage auf sie selbst oder auf die Mitglieder ihres Haushaltes beziehen soll:
„Wer - ich persönlich oder im Haushalt? Das ist für jede einzelne Person also ich habe 2 oder 3 verschiedene. Ich weiß es im Moment gar nicht. Gut 2. Gegebenenfalls würde ich ja nachschauen. Und meine Frau hat auch noch mal 2. Weil bisher wurde immer auf den ge-samten Haushalt bezogen und jetzt auf einmal geht es wieder auf die Person.“
Unabhängig davon, ob auf Personenebene oder auf Haushaltsebene gefragt werden soll – die Befragungspersonen dürfen darüber nicht im Unklaren bleiben; hier ist eine konkrete Vorgabe in den Frageformulierungen erforderlich.
ID 13 mit 26.000 Euro und ID 14 mit 10.000 Euro machen konkrete Angaben zur Höhe des derzeitigen Guthabens, als „sehr genaue“ bzw. als „ziemlich genaue“ Angabe. ID 6 verweigert die Auskunft, und ID 3 und ID 4 können die Auskunft nicht geben, weil sie nachschauen müssten.
Vier der fünf Testpersonen zahlen derzeit Beiträge zu ihrem Versicherungsvertrag.
Probleme bereitet die Frage nach dem Jahr, in dem zum ersten mal Beiträge eingezahlt worden sind; drei Testpersonen konnten hier keine Angabe machen, weil das schon so lange her sei, z. B. ID 6: „... 10 Jahre ist es bestimmt her, aber es können auch 15 sein.“
Thema der Frage:Soziodemographie
Konstrukt:Alterssicherungssystem
Ja
4 d) Sonstige private Rentenversicherungen, z.B. Investmentfonds, die speziell auf Alterseinkünfte zugeschnitten sind und private Rentenversicherungsverträge, die nicht staatlich bezuschusst werden
Itemtext:4 d) Sonstige private Rentenversicherungen, z.B. Investmentfonds, die speziell auf Alterseinkünfte zugeschnitten sind und private Rentenversicherungsverträge, die nicht staatlich bezuschusst werden
Empfehlungen:Keine Empfehlungen.
Befund zum Item:Die Informationen zu diesem Fragenblock erweisen sich leider als wenig aussagefähig. ID 3 hat einen Vertrag über eine private Rentenversicherung, weiß aber nicht die derzeitige Höhe des Guthabens, „weil ich den Überblick nicht habe“. Sie zahlt derzeit Beiträge und bereits seit etwa 10 Jahren. Den derzeitigen monatlichen Beitrag kann sie zwar mit 225 Euro beziffern, geht aber von einer baldigen Änderung aus, weil sie sich in einer „Um-bruchsituation“ befindet.
Vom Verständnis her bereiten ihr die Fragen keinerlei Probleme.
Thema der Frage:Soziodemographie
Konstrukt:Alterssicherungssystem
Ja
4 e) Direktversicherungen durch den Arbeitgeber, die nicht staatlich bezuschusst werden. (Kapitalbildenene Lebensversicherungen oder private Rentenversicherungen)
Itemtext:4 e) Direktversicherungen durch den Arbeitgeber, die nicht staatlich bezuschusst werden. (Kapitalbildenene Lebensversicherungen oder private Rentenversicherungen)
Empfehlungen:Keine Empfehlungen.
Befund zum Item:Hier haben wir 2 Testpersonen (ID 6, 13) mit je einem Vertrag, wobei ID 13 spontan nachfragt, ob Direktversicherung nicht das Gleiche sei wie die kapitalbildende Lebensversicherung unter Punkt c. Die Höhe des Guthabens können beide nicht angeben, ID 13 deshalb, weil sie damit nichts zu tun habe, weil alles über den Arbeitgeber liefe.
ID 6 lässt sich etwas länger dazu aus (über die inhaltliche Stimmigkeit seines Arguments können wir uns kein Urteil erlauben):
„Guthaben wie gesagt, das steht ein Rückkaufwert drin und der ändert sich jedes Jahr. Dieselbe Frage wie eben mit der privaten Rentenversicherung, was ist mit Wert gemeint. Das ist sehr offen. Wert macht dann nur Sinn wenn ich eine Versicherung habe bei der überhaupt eine Kapitalauszahlung möglich ist. Wenn ich eine Versicherung habe, die von vornherein auf Rente zuläuft ohne die Wahlmöglichkeit der Kapitalauszahlung dann ist die Frage nach dem Wert auch… Also von daher müsste man das spezifizieren.“
Testperson 13 zahlt derzeit keine Beiträge, hat aber 10 Jahre lang Beiträge gezahlt. Testperson 6 zahlt derzeit Beiträge (seit 1980) und schätzt die Höhe dieser Beiträge derzeit auf insgesamt 500 Euro, womit er aber einen Jahresbetrag nennt.
Wir empfehlen deshalb, bei Versicherungen dieser Art grundsätzlich nach Jahres- und nicht nach Monatsbeiträgen zu fragen.