Fragetext (Befund/Empfehlungen):Kinderreiche Familien sind selten geworden. Was denken Sie ist das Image von Kinderreichen in unserer Gesellschaft. Ich lese Ihnen jetzt einige Aussagen dazu vor, und Sie sagen mir bitte zu jeder davon, ob sie voll und ganz zutrifft, eher zutrifft, eher nicht zutrifft oder überhaupt nicht zutrifft.
Befund zum Fragetext:Der Begriff „Kinderreiche“ wurde von einer Person zunächst im Sinne von „Reiche mit Kindern“ interpretiert. Der Fehler fiel erst bei Item c) auf.
Wieder Problem mit Perspektivenwechsel: Eine Person antwortet aus ihrer persönlichen Sicht. Die gesellschaftliche Perspektive kann vielleicht durch die Umformulierung der Items verdeutlicht werden (z.B. „gelten“, etc.).
Sechs Personen können den Begriff „Image“ gar nicht oder nicht richtig erklären, möglicherweise weil ihnen dieser nicht geläufig ist. Alle anderen Befragten verstehen darunter das Ansehen oder den Ruf von Familien bzw. das Bild, das die Gesellschaft von diesen Familien hat.
Empfehlungen zum Fragetext:Es wird empfohlen den Fragetext umzuformulieren:
"Bei der nächsten Frage geht es darum, wie unsere Gesellschaft zu Familien steht, die viele Kinder haben. Ich lese Ihnen jetzt einige Aussagen dazu vor und Sie sagen mir bitte zu jeder Aussage, ob sie auf unsere Gesellschaft voll und ganz zutrifft, eher zutrifft, eher nicht zutrifft oder überhaupt nicht zutrifft."
Instruktionen:INT: Vorgaben einzeln vorlesen und bewerten lassen.
Empfehlungen:Umformulierung der Aussage zu: "Familien mit vielen Kindern gelten als asozial."
Umsetzung der Empfehlungen:Nein
Befund zum Item:Die Aussage erfährt in etwa ähnlich häufig Zustimmung und Ablehnung.
Die meisten Befragten (n=16) argumentieren so, dass es sich beim Kinderreichtum um ein Unter-schichtsphänomen handelt. Den Personen steht einfach weniger Bildung und Geld zur Verfügung, dadurch fallen sie (durch Kleidung, Verhalten, etc.) eher negativ auf. Sie sind also eher asozial im passiven Sinne. Nur wenige Befragte (n=4) interpretieren das Item so, dass diese Personen auf mehr Kindergeld aus sind, also ein aktives asoziales Verhalten zeigen.
Thema der Frage:Gesellschaft & Soziales/ Familie & Erziehung
Konstrukt:Image von kinderreichen Familien
Ja
c) Mit vielen Kindern leben ist wie in den guten alten Zeiten.
Itemtext:c) Mit vielen Kindern leben ist wie in den guten alten Zeiten.
Empfehlungen: Umformulierung der Aussage zu: "Mit vielen Kindern leben ist wie in den alten Zeiten."
Umsetzung der Empfehlungen:Item gestrichen
Befund zum Item:Diese Aussage erfährt ebenfalls in etwa ähnlich häufig Zustimmung und Ablehnung.
Die meisten Befragten interpretieren dieses Item wie intendiert und assoziieren damit eine nostalgische Sicht auf die Großfamilie in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg, als häufig mehrere Generationen unter einem Dach lebten. Problematisch könnte sein, dass Befragte, die diese Zeiten nicht als „gut“ bezeichnen, „eher“ oder „überhaupt nicht“ zustimmen (3 von 4). Es ist also fraglich, ob sie dem Item oder dem „gut“ nicht zustimmen.
Thema der Frage:Gesellschaft & Soziales/ Familie & Erziehung
Konstrukt:Image von kinderreichen Familien
Ja
d) Heutzutage ist es unverantwortlich, viele Kinder zu haben.
Itemtext:e) Viele Kinder sollten sich nur Familien mit genügend Geld leisten.
Empfehlungen:Umformulierung der Aussage zu: "Nur Familien, die genügend Geld haben, sollten sich viele Kinder leisten."
Umsetzung der Empfehlungen:Ja
Befund zum Item:Die Struktur ist mehrdeutig: „Viele Kinder“ kann Subjekt (Kinder sollen sich Familien mit viel Geld
suchen) und Objekt (Familien mit viel Geld sollen sich viele Kinder leisten) des Satzes sein. Aufgrund
der syntaktischen Ordnung im Deutschen (Subjekt-Prädikat-Objekt), lesen Interviewer häufig so vor,
als ob es sich bei „viele Kinder“ um das Subjekt des Satzes handeln würde. Ein Befragter versteht das
zunächst auch so und äußert seine Verwunderung über die Formulierung der Aussage.
Thema der Frage:Gesellschaft & Soziales/ Familie & Erziehung
Konstrukt:Image von kinderreichen Familien
Ja
f) Wer so viele Kinder hat, kann sich um das einzelne Kind nicht mehr richtig kümmern.