Fragetext:Ich lese Ihnen die Gruppen jetzt noch einmal vor, und Sie sagen mir bitte – unabhängig von Ihrer eigenen Meinung – ob die jeweilige Gruppe heutzutage ganz allgemein als Familie wahrgenommen wird oder nicht. Antworten Sie bitte wieder nur mit Ja oder Nein.
Instruktionen:INT: Vorgaben einzeln vorlesen. Bitte jede Gruppe bewerten lassen.
Befund zur Multi-Item-Skala:Die Differenzen in der Einschätzung des Familienbegriffes durch die Testpersonen selbst und durch eine antizipierte „Mehrheit“, spiegeln sich auch in den Ergebnissen der Nachfrage, ob man wesentliche Unterschiede sehe zwischen der eigenen und der allgemeinen Einschätzung: 13 Testpersonen sehen hier „wesentliche Unterschiede“.
Begründung: Aus eigener Sicht geringere Bedeutung von materiellen oder formalen Randbedingungen (verheiratet sein), mehr Aufgeschlossenheit und Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen als „bei der Mehrheit“.
Empfehlungen zur Multi-Item-Skala:Sehr viele Gruppen, die vorgelesen werden müssen. Wichtig ist, dass die Interviewer betont vorlesen
und dadurch Unterschiede zwischen den Gruppen verdeutlicht werden.
Wir schlagen vor, die Items in Blöcken abzufragen: Zuerst fünf oder sechs der Gruppen aus Sicht der Befragungsperson, dann aus Sicht der Allgemeinheit, wobei dieser Perspektivenwechsel durch die Frageformulierung deutlich gemacht werden muss. Nach einer technischen Überleitung folgen dann die nächsten fünf oder sechs Items nach dem gleichen Verfahren.
Vorteile dieses Verfahrens: Man würde einerseits den Vergleich zwischen Selbst und Mehrheit direkter und konkreter machen und andererseits die Möglichkeit schaffen, nicht alle Konstellationen auf einen Schlag in langen Itembatterien abzufragen, sondern auch in kürzeren, eventuell sogar in der Fragenabfolge voneinander getrennten Batterien.
Darüber hinaus sollte man überlegen, ob man wirklich alle hier abgefragten Gruppen benötigt; die Gruppen „ein Mann und eine Frau, die nicht verheiratet sind und nicht zusammenleben“ oder „Wohngemeinschaft“ werden fast ausnahmslos nicht als „Familie“ bezeichnet (ihre Abfrage stößt bei den Testpersonen auf ein gewisses Unverständnis). Und schließlich wäre zu fragen, ob man Familien-„Standards“ wie „verheiratet mit Kindern zusammenleben“ abfragen muss, wenn alle Testpersonen und mutmaßlich alle Befragungspersonen diese Gruppe als „Familie“ bezeichnen. Wenn nicht darauf verzichtet werden kann, sollten die „Standard-Familienformen“ zumindest zu Beginn der Abfrage zur Bewertung vorgelegt werden.
Itemtext:a) Ein Mann und eine Frau, die unverheiratet ohne Kinder zusammenleben. Ist das eine Familie?
Empfehlungen:Item belassen.
Umsetzung der Empfehlungen:Item überarbeitet
Befund zum Item:Würde von der Mehrheit eher nicht als „Familie“ bezeichnet: 17 mal „keine Familie“. Damit wird diese Form des Zusammenlebens bei der – antizipierten – Mehrheit deutlich seltener als Familie verstanden als bei den Testpersonen selbst.
Erklärung: Das Merkmal „verheiratet“ spielt aus Sicht der Testpersonen bei der Mehrheit eine stärkere Rolle als bei der eigenen Einschätzung.
Thema der Frage:Gesellschaft & Soziales/ Familie & Erziehung
Konstrukt:Wahrnehmung als Familie
Ja
b) Ein Mann und eine Frau, die verheiratet ohne Kinder zusammenleben.
Nein
c) Zwei Männer, die als Paar ohne Kinder zusammenleben.
Nein
d) Zwei Frauen, die als Paar ohne Kinder zusammenleben.
Nein
e) Ein Mann und eine Frau, die verheiratet sind, aber nicht zusammenleben.
Itemtext:e) Ein Mann und eine Frau, die verheiratet sind, aber nicht zusammenleben.
Empfehlungen:Änderung in „Ein Mann und eine Frau, die zwar verheiratet sind, aber nicht zusammenleben“.
Umsetzung der Empfehlungen:Item gestrichen
Befund zum Item:Gleichverteilung: neun mal „Familie“, zehn mal „keine Familie“, einmal „weiß nicht“. Damit wird diese Form des Zusammenlebens bei der – antizipierten – Mehrheit etwas häufiger als Familie verstanden als bei den Testpersonen selbst.
Erklärung: Auch hier wird das Merkmal „verheiratet“ von der Mehrheit eher als konstituierendes Element einer Familien-Beziehung hervorgehoben als von den Testpersonen selbst.
Thema der Frage:Gesellschaft & Soziales/ Familie & Erziehung
Konstrukt:Wahrnehmung als Familie
Ja
f) Ein Mann und eine Frau, die nicht verheiratet sind und nicht zusammenleben.
Nein
g) Ein Mann und eine Frau, die unverheiratet mit Kindern zusammenleben.
Nein
h) Ein Mann und eine Frau, die verheiratet mit Kindern zusammenleben.
Nein
i) Eine Mutter mit ihren Kindern ohne Partner.
Nein
j) Ein Vater mit seinen Kindern ohne Partnerin.
Nein
k) Eine Mutter mit ihren Kindern und einem neuen Partner, mit dem sie nicht verheiratet ist.
Nein
l) Eine Mutter mit ihren Kindern und einem neuen Partner, mit dem sie verheiratet ist.
Nein
m) Ein Vater mit seinen Kindern und mit einer neuen Partnerin, mit der er nicht verheiratet ist.
Nein
n) Ein Vater mit seinen Kindern und mit einer neuen Partnerin, mit der er verheiratet ist.
Befund zum Item:Überwiegend als „Familie“ verstanden: 13 mal „Familie“, sechs mal „keine Familie“, einmal „weiß nicht“. Allerdings wird diese Form des Zusammenlebens bei der – antizipierten – Mehrheit seltener als Familie verstanden als bei den Testpersonen selbst.
Erklärung: Homosexuelle Beziehungen und gleichgeschlechtliche Ehen werden in der – antizipierten – Meinung der Mehrheit nicht wirklich anerkannt, ist zu konservativ. Die Testpersonen gestehen sich selbst mehr Toleranz zu.
Thema der Frage:Gesellschaft & Soziales/ Familie & Erziehung