Die Formulierung der Frage erfährt insgesamt sehr viel Kritik und stößt bei den meisten Testpersonen auf Unverständnis, was anhand einiger spontaner Reaktionen während der Beantwortung verdeutlicht werden soll:
Bei Betrachtung der Verteilung der Antworten fällt auf, dass die Items a), b) und d) rechtsschief verteilt sind. TP 12 liefert die Begründung dafür:
TL: Sie haben vier Mal „Trifft überhaupt nicht zu“ angekreuzt. Warum?
TP 12: Weil ich so was nicht plane, um ehrlich zu sein. Ich überlege mir nicht vor jeder Tätigkeit, dass ich mir die Hände desinfiziere, wie ich das mache und wo ich es mache. Man macht es und hat überall die Möglichkeit bei uns auf der Arbeitsstelle.
Und auch TP 03 gibt abschließend zu Bedenken:
„Also das waren jetzt Fragen, für einen der jetzt schon länger auf der Intensivstation ist sicherlich gehäuft solche Antworten bekommt mit „überhaupt nicht zutreffend“. Weil das sind ja feste Abläufe, die so eigentlich jeder wissen müsste, das wie und wo. Also da werden wahrscheinlich nicht viele andere Kreuze kommen.“
Die Nachfrage an die Testpersonen, „was sie unter ‚konkret geplant‘ verstehen“, zeigt, dass nahezu alle Testpersonen die Formulierung dahingehend interpretieren, dass sie einen Plan entwickelt oder sich einen genauen Handlungsablauf zurechtgelegt haben bzw. dass man sich dazu Gedanken gemacht hat. Von fünf Testpersonen wird dies als (morgens) vor oder bei der Arbeit oder kurz vor einer Tätigkeit verstanden (die vollständigen Erläuterungen finden sich in Anhang 06).
Alle Testpersonen sehen einen Unterschied in den Formulierungen der Fragen 7 und 8 „konkret geplant“ und „Ich habe mir vorgenommen“ und interpretieren Frage 7 als die „Definition einer Absicht“ (TP 09), während die Formulierung in Frage 8 als „konkreter und handfester“ (TP 09) wahrgenommen wird. Allerdings wird auch hier noch einmal sehr deutlich, dass Frage 8 nicht die intendierte Erfassung der Verhaltensplanung leisten kann, da die Händedesinfektion nicht als ein zu planender Vorgang gesehen wird:
Auch in dieser Frage gibt es äußerst unterschiedliche Vorstellungen von dem vage definierten Zeitraum „in der letzten Zeit“, der in der Frageformulierung enthalten ist. Die genannten Zeiträume reichen von den „letzten Tagen“ zu den „letzten Wochen“ über „Wochen und Monate“ zu „mein ganzes Berufsleben“. Konkrete Zeiträume, wie die letzen „zwei Monate“ oder „drei bis sechs Monate“ werden sehr selten genannt. Zwei Testpersonen haben an „keinen (bestimmten) Zeitraum“ gedacht, während sich eine weitere Testperson über den Zeitraum „überhaupt keine Gedanken gemacht (hat), weil (sie) das „konkret geplant“ so gestört hat“ (TP 04).
Trotz der zahlreich vorgetragenen Kritik an der Frageformulierung geben sechs Personen an, „sehr sicher“ bei der Beantwortung der Frage gewesen zu sein, neun Personen waren „eher sicher“ und vier Testpersonen waren bei der Beantwortung „eher unsicher“.
Itemtext | Aktiv getestet |
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a) wie ich mir vor und nach jeder infektionsgefährdenden Tätigkeit die Hände desinfiziere.Itemtext:
a) wie ich mir vor und nach jeder infektionsgefährdenden Tätigkeit die Hände desinfiziere.
Empfehlungen:
Ersatzlos streichen, denn das Item trifft nicht die Realität auf einer Intensivstation, da man dort in der Regel nicht konkret plant, wo und wie man sich die Hände desinfiziert.
Wenn daran festgehalten werden soll, sollte das tatsächliche Verhalten abgefragt werden. Bei einem routinemäßigen Vorgang, wie es die Händedesinfektion auf einer Intensivstation ist, macht es jedoch keinen Sinn nach einer Verhaltensplanung zu fragen. Abfrage des tatsächlichen Verhaltens: Ich weiß, a) wie ich mir vor und nach jeder infektionsgefährdenden Tätigkeit die Hände zu desinfizieren habe. Befund zum Item:Anhand der spontanen Reaktionen der Testpersonen wird deutlich, dass sie in der Regel nicht planen, wie sie sich die Hände desinfizieren:
Thema der Frage:
Gesundheit/ Prävention
Konstrukt:Desinfektion der Hände
|
Ja |
b) wo ich mir vor und nach jeder infektionsgefährdenden Tätigkeit die Hände desinfiziere.Itemtext:
b) wo ich mir vor und nach jeder infektionsgefährdenden Tätigkeit die Hände desinfiziere.
Empfehlungen:
Ersatzlos streichen, denn das Item trifft nicht die Realität auf einer Intensivstation, da man dort in der Regel nicht konkret plant, wo und wie man sich die Hände desinfiziert.
Wenn daran festgehalten werden soll, sollte das tatsächliche Verhalten abgefragt werden. Bei einem routinemäßigen Vorgang, wie es die Händedesinfektion auf einer Intensivstation ist, macht es jedoch keinen Sinn nach einer Verhaltensplanung zu fragen. Abfrage des tatsächlichen Verhaltens: Ich weiß, b) wo ich mir vor und nach jeder infektionsgefährdenden Tätigkeit die Hände desinfizieren kann. Befund zum Item:Auch bei Item b) wird anhand der spontanen Aussagen deutlich, dass die Testpersonen nicht „konkret planen“, wo sie sich die Hände desinfizieren. Das hat zum einen den Grund, dass bekannt ist, wo die Spender hängen und zum anderen, dass die Spender, zumindest auf Intensivstationen, nahezu überall zu finden sind und man sie nie suchen muss. Dafür exemplarisch:
Eine Testperson findet es außerdem schwierig, einen örtlichen Bezug herzustellen: „Wo ich mir die Hände desinfiziere. Meistens am Bett. Jeder Arbeitsplatz ist ja ein bisschen anders. Ich habe jetzt nicht zu jeder Box einen Ort, wo ich mir die Hände desinfiziere. Man nimmt das ja auch in die Hand und läuft dann ein Stück. Dieses örtliche ist etwas schwierig, finde ich.“ (TP 02) Thema der Frage:
Gesundheit/ Prävention
Konstrukt:Desinfektion der Hände
|
Ja |
c) wie ich mit Hindernissen und Ereignissen umgehe, die mir die Händedesinfektion erschweren.Itemtext:
c) wie ich mit Hindernissen und Ereignissen umgehe, die mir die Händedesinfektion erschweren.
Empfehlungen:
Umformulierung:
Ich habe mir schon einmal überlegt, … c) wie ich mit Hindernissen und Ereignissen umgehe, die mir die Händedesinfektion erschweren. Befund zum Item:Im Vergleich zu den beiden vorherigen Items stößt diese Aussage auf mehr Zustimmung und Verständnis, was sich auch in der Verteilung der Antworten bemerkbar macht.
Dennoch sind auch hier einige der Testpersonen der Ansicht, dass sie dies nicht konkret planen oder dann spontan entscheiden:
Auf die Nachfrage, welche Hindernisse und Ereignisse die Händedesinfektion erschweren können, nennen 15 der 19 Testpersonen Zeitnot bzw. Notfallsituationen. Als Hindernis werden vor allem nicht erreichbare, leere oder nicht auffindbare Desinfektionsmittelspender genannt (12 Nennungen).
Zwei Testpersonen empfinden komplexe Krankheitsbilder unter Umständen als Hindernis (TP 01,17). Jeweils eine Testperson zählt Verletzungen an den Händen (TP 03) oder Personalknappheit (TP 14) zu Ereignissen, welche die Händedesinfektion erschweren können. Thema der Frage:
Gesundheit/ Prävention
Konstrukt:Desinfektion der Hände
|
Ja |
d) was ich tue, wenn ich die Händedesinfektion vorher mal vergessen habe.Itemtext:
d) was ich tue, wenn ich die Händedesinfektion vorher mal vergessen habe.
Empfehlungen:
Umformulierung:
Ich habe mir schon einmal überlegt, … d) wie ich mich verhalte, wenn ich merke/feststelle, dass ich die Händedesinfektion vergessen habe. Befund zum Item:Neben Äußerungen, dass man das nicht plant, gibt es hier auch positive und selbstreflektierende Aussagen:
Beim Nachfragen, wie die Testpersonen das Item verstanden haben, zeigt sich, dass die meisten zwar inhaltlich wiedergeben können, was erfragt wird, dennoch stößt die Aussage bei einigen Testpersonen auf Unverständnis. Sie bereitet vor allem Schwierigkeiten, weil die Testpersonen nach eigenen Angaben nicht merken, wenn sie die Händedesinfektion vergessen haben und sich für eine solche Situation dann auch keinen Plan überlegt haben bzw. spontan entscheiden und handeln:
Thema der Frage:
Gesundheit/ Prävention
Konstrukt:Desinfektion der Hände
|
Ja |