Zwei Testpersonen geben spontan an, die Frage nicht zu verstehen:
- „Die Frage 6 verstehe ich sprachlich nicht so ganz […] ‚Wieder’? Wieso ‚wieder’? Zu [Item] a) passt es, wenn ich es vorher mal vergessen habe. Aber zu [Item] b) passt das ‚wieder’ wirklich nicht.“ (TP 09)
- „Die Frage verstehe ich nicht ganz. Soll das bedeuten, dass ich die Händedesinfektion nachholen kann, sozusagen später und dann alles gut ist?“ (TP 19).
Argwohn treibt TP 17 um:
„Das ist so eine Fangfrage. Wenn man das erst holen muss, dann gerät man in Versuchung, dass man es vergisst.“ (TP 17)
Bei der Probing-Frage nach dem Ziel von Frage 6 wird von mehreren Testpersonen explizit oder implizit darauf hingewiesen, dass diese Frage das gleiche oder ein ähnliches Ziel habe wie die Fragen 4 und 5. TP 16 ist zum Sinn der Frage „nichts eingefallen“. Inhaltliche Überlegungen zum Ziel der Frage decken z.B. ab:
- „Es geht wahrscheinlich um die Logistik, um die Erreichbarkeit von Desinfektionsmitteln […].“ (TP 01)
- „[…] ob diese Tätigkeit einfach so fest verankert ist im Kopf. Also dass das schon übergegangen ist in die Routine.“ (TP 02)
- „[…] herauszufinden was man macht, wenn man es mal vergisst […].“ (TP 03)
- „Da geht es um unterbewusstes Handeln […].“ (TP 04)
- „Da geht es noch mal darum, wie ernst ich es nehme […].“ (TP 05)
- „Im Endeffekt geht es ja auch um den Faktor Zeit […].“ (TP 06)
- „[…] ob man seine Hände auch dann desinfiziert, wenn man halt die Sachen nicht gerade da hat […].“ (TP 07)
- „[…] wie wichtig wird es eingeschätzt, dass es [das Desinfektionsmittel] verfügbar ist.“ (TP 09)
- „Also ein Desinfektionsmittel zu holen bedeutet Arbeitsaufwand. Und wenn sich jemand deswegen nicht die Hände desinfiziert, dann geht es dem Fragesteller […] darum, wie kann man das vereinfachen? […] aber jetzt von [Aussage] a) her wüsste ich gar nicht, was die wollen […].“ (TP 11)
- „Auch wieder, denke ich, warum man es nicht tun muss […].“ (TP 12)
- „[…] auch um die Organisation außen rum. Also dass die Infrastruktur stimmt […].“ (TP13)
- „Auch wenn es Hindernisse gibt beim Händedesinfizieren, […] dass trotzdem die Möglichkeit besteht […].“ (TP 14)
- „Ob es einmal ein Hemmnis darstellt, wenn ich in meiner Routine unterbrochen wurde […].Und ob es ein Hemmnis darstellt, wenn die Versorgung mit Spendern vor Ort nicht gut genug ist […].“ (TP 15)
- „Bei [Item] b) ob ich es aus Bequemlichkeit weglasse, und das andere [Item a)] wie gesagt, das war mir nicht so schlüssig.“ (TP 19)
- „Das ist genau das Gleiche: Zeitfaktor.“ (TP 20)
Vergleich der Fragen 4 bis 6:
Aufgrund der Tatsache, dass die Fragen 4 bis 6 von der Frageformulierung her doch recht ähnlich sind, sollten die Testpersonen angeben, was ihrer Meinung nach der Unterschied zwischen den drei Fragen sei.
Zunächst einmal gibt es eine Gruppe von Testpersonen, die entweder
gar keinen Unterschied erkennen oder den
Unterschied so minimal wahrnehmen, dass man die sechs Items unter eine einzige einleitende Formulierung setzen könnte; es gibt eine weitere Gruppe von Testpersonen, die
zwar einen Unterschied in den Fragen sieht, aber dennoch der Ansicht ist, man könnte
die Items zu einer Batterie zusammenpacken; dann gibt es eine Gruppe von Testpersonen, die
den Unterschied wahrnimmt, aber nicht erklären kann; und dann gibt es schließlich eine Gruppe von Testpersonen, die den Unterschied wahrnimmt und
zu erklären versucht. Im Folgenden die Auszüge auf die Antworten zur entsprechenden Probing-Frage.
Kein oder minimaler Unterschied:
- „Bei Frage 4 geht es um die Interaktion mit meinen Kollegen […]. Die beiden anderen Fragen finde ich eher gleich […].“ (TP 04)
- „Die sind schon ähnlich, aber mit einem kleinen Unterschied“ (TP 06)
- „Man könnte das im Grunde auch alles in eine Frage integrieren […].“ (TP 19)
Unterschied, aber dennoch zusammenfassen:
- „Das sind verschiedene Varianten, aber im Prinzip geht es nur darum, ob man a) persönliche Probleme mit der Händedesinfektion hat und b) dass man sich erinnern soll bzw. ob man das vergisst oder nicht […].Ich glaube, man könnte bei dieser Frage alle sechs Varianten in eine Frage packen.“ (TP 01)
- „Ja, ich sehe schon den Unterschied. Das eine ist auf psychologischer Ebene, das andere auf Arbeitsabläufe […]. Und das letzte, was man tut, wenn es unbequem ist […]. Der Sinn ergibt sich mir nicht. [Auf Nachfrage des Testleiters, ob man die drei Fragen zu einer machen könnte] Also ehrlich gesagt, ja, mich verunsichert das eher.“ (TP 07)
- „Der Unterschied ist dieses ‚immer’ und ‚wieder’. Es ist ja auch noch doppelt unterstrichen, auffälliger geht es ja nicht. […] man kommt sich vor wie beim Staatsexamen, wo man auch jedes Wort hinterfragen musste. Also sie erzeugen etwas Unmut, muss ich ganz ehrlich sagen in dieser Dreier-Form. […] ich finde, man hätte es auch untereinander schreiben können.“ (TP 09)
- „Die erste Frage ist mehr psychisch und die anderen beiden mehr für’s Handeln. […] [Die Fragen 5 und 6] sind relativ gleich. Sie fragen, wie ich wann handle […].“ (TP 16)
- „Ja, wegen ‚immer’ und ‚wieder’. […] Ich finde, die sind eher ähnlich.“ (TP 18)
Unterschied, aber keine Erklärung:
- „Die Fragen unterscheiden sich in diesem ‚immer’ und ‚wieder’, aber worauf man da jetzt hinaus will, weiß ich jetzt nicht.“ (TP 03)
- „Im Prinzip unterscheiden sie sich ja nur durch die unterstrichenen Wörter. Aber keine Ahnung. […] Der Unterschied ist jetzt nicht so offensichtlich […].“ (TP 11)
Unterschied, Erklärungsversuche:
- „Ja, der [Unterschied] war mir schon bewusst, ist ja auch unterstrichen.“ (TP 02)
- „Was ich auf den ersten Blick sehe, dass die Unterantworten eher gegeneinander gestellt sind. Und es eher ein bisschen eine Steigerung ist. […] und dann kommt ‚immer’ oder ‚wieder’ […]. Das ist so eine trick-question, tu ich mir in irgendetwas selbst widersprechen […]? [Auf Nachfrage des Testleiters, ob die Frage geeignet sei zu überprüfen, ob sich der Befragte selbst widerspricht] Genau, in seinen Antworten.“ (TP 05)
- „Die erste [Frage 4] scheint mir insgesamt mehr allgemeiner zu sein und hier ist bei 5 und 6 der Begriff ‚immer’ und ‚wieder’ drin. So dass das noch mal spezifischer ist.“ (TP 08).
- „Ja, die Zeitangabe quasi. Also ob man es immer macht. Oder wenn man es gemacht hat, ob man es dann wieder macht.“ (TP 12)
- „Doch, ich sehe schon. [...] beim Ersten [...]geht es eher um mich persönlich und meinen Vorgesetzten vielleicht. Und die fünfte Frage, da geht es eher um die Arbeitsorganisation […]. Und die sechste dann um den Bereich und die Infrastruktur auf Station.“ Und weiter: „Da geht es halt um ‚immer’ und ‚wieder’ [...]. Das ist auch etwas verwirrend mit dem ‚wieder’ [...]‚ auch dann immer, das sind so viele Füllwörter [...]. Es ist mir einfach zu kompliziert [...].“ (TP 13)
- <„Immer und wieder. Also immer dann, wenn ich was tue, oder wenn ich wieder was tue.“ (TP 14)
- „Es ist zwar dasselbe, aber es konzentriert sich zunächst auf mich, dann auf meine Kollegen und dann auf die Klinik. Also es sind vielleicht drei verschiedene Perspektiven.“ (TP 17)
Alles in allem bleiben erhebliche Zweifel, ob die Testpersonen die Dimensionen des theoretischen Modells in den Fragen erkannt haben; dies kann abschließend nur vom Auftraggeber des Pretests entschieden werden.
Frageformulierung an die Formulierung der Fragen 4 und 5 anpassen.