Befund zum Fragetext:Zur Frage insgesamt und zur Frageformulierung gab es mehrere spontane Reaktionen: Auf der einen
Seite äußerten sich zwei Testpersonen zu dem Zeitfenster „letzten vier Wochen“: TP 04 hat gar nicht
erst versucht, sich diesen Zeitraum vorzustellen („Ich habe das intuitiv irgendwie so in der letzten Zeit.
Ob das vier Wochen waren oder nicht, wer weiß? Die vier Wochen, das wäre mir zu anstrengend gewesen.
Ich hätte viel zu lange nachdenken müssen.“), für TP 09 war der Zeitraum ein Problem, weil sie in
dieser Zeit zwei Wochen im Urlaub gewesen ist.
Für TP 11 ist nicht klar erkennbar gewesen, ob sie ihre Antworten auf diese Frage und die Items auf
ihre berufliche Tätigkeit beziehen soll; ähnlich auch TP 09: „Wenn ich jetzt vier Wochen im Urlaub
gewesen wäre, hat das eigentlich mit der Nebentätigkeit überhaupt nichts zu tun.“ Beide Testpersonen
unterstellen – vermutlich durch den Kontext bedingt – offensichtlich, dass sich Frage 9 auf die berufliche
Situation bezieht.
Empfehlungen zum Fragetext:Sofern dies in der Hauptbefragung durch den Kontext erkennbar und deutlich wird, muss
in der Frageformulierung darauf hingewiesen werden, dass sich Frage 9 nicht explizit und
ausschließlich auf die berufliche Tätigkeit bezieht, sondern ganz allgemein auf Tätigkeiten
und Gefühle in den letzten vier Wochen (was ja nicht ausschließt, dass man berufliche Aspekte
hier einfließen lassen kann). Formulierung etwa: „Denken Sie beim Beantworten der
nächsten Frage daran, wie es Ihnen in den letzten vier Wochen so ganz allgemein gegangen
ist. Wie oft […] ?“
Der Zeitbezug „vier Wochen“ könnte beibehalten werden, auch wenn er gelegentlich einfach
überlesen oder bewusst ignoriert wird; bei Items dieser Art ist der Zeitbezug „vier
Wochen“ durchaus üblich und nicht schlechter als irgendein anderer Zeitbezug. Das Problem
mit den Urlaubswochen könnte man nur dann in den Griff bekommen, wenn man vor
Frage 9 abfragt, ob die letzten vier Wochen „normale“ Wochen gewesen sind; ist dies nicht
der Fall, wäre darauf hinzuweisen, dass man sich jetzt beim Beantworten der Frage auf die
letzten „normalen“ vier Wochen beziehen soll – aber, ob sich der Aufwand wirklich lohnt,
ist fraglich.
Kommentare der Testleiter:
Um die Unterschiede in den Formulierungen bei den Items f) bis j) erkennbar zu machen, ist eine langsame und sehr betonte Aussprache erforderlich.
Instruktionen:INT: Antwortoptionen jeweils vorlesen und Aussagen bewerten lassen!
Itemtext:g) wegen körperlicher Probleme in Ihren Tätigkeiten eingeschränkt waren?
Empfehlungen:Item belassen.
Befund zum Item:Zehn Nennungen
auf „nie“, weitere fünf auf „selten“. Wenn „sehr oft“, „oft“ oder „manchmal“ genannt wurde, dann
wurde konkret auf Folgen einer Operation oder auf körperliche Krankheiten rekurriert. Aber auch die
Testpersonen, die sich als nicht eingeschränkt bezeichnet hatten, verstehen das Item überwiegend
richtig, d.h. sie sind in der Lage, sich beim Beantworten der Probing-Frage auf die wesentlichen Stimuli
des Items zu beziehen. Sowohl der Begriff „körperliche Probleme“ wie auch der Begriff „in […] Tätigkeiten
eingeschränkt“ werden überwiegend richtig verstanden und nachvollziehbar erläutert.
Thema der Frage:Gesundheit/ Beschwerden
Konstrukt:Körperliche und seelische Gesundheit
Ja
h) wegen seelischer oder emotionaler Probleme weniger geleistet haben als Sie eigentlich wollten?
Itemtext:h) wegen seelischer oder emotionaler Probleme weniger geleistet haben als Sie eigentlich wollten?
Empfehlungen:Item belassen.
Befund zum Item:Tritt etwas häufiger auf als bei Item g); immerhin jeweils drei Nennungen für „oft“ bzw.
„manchmal“. Allerdings sind die Erläuterungen dazu höchst unterschiedlich und reichen von der allgemeinen
wirtschaftlichen Situation (TP 01: „katastrophal“) über Belastungen durch Haushalt bzw. Wohnung
bis hin zu „Rechtsanwalt und Gericht, was meine Scheidung angeht“ (TP 16). Aber auch eher die
Gefühlsebene wird aktiviert: „Das kommt von einer Antriebsschwäche. Ich möchte jetzt nicht Depression sagen, aber eine depressive Verstimmtheit, so dass man eben doch hinter seinen Wünschen zurückbleibt“ (TP 20). Oder auch nur einfach: „[…] und es gab […] zwei Gelegenheiten, da wäre ich am liebsten
vor Zorn durch die Decke gegangen.“ (TP 06).
Die Frage, was man denn unter „seelischen oder emotionalen Problemen“ verstehe, wird sehr breit
beantwortet. Zunächst fallen Begriffe wie Depression, Nervenzusammenbruch, Angst, Burnout und
ähnliches, also tendenziell in Richtung psychischer Erkrankungen weisende Erklärungen. Dann werden
Gründe genannt, die sich auf körperliche Probleme und Erkrankungen beziehen wie Verdacht auf
Krebs, Krankheiten, Tod eines Familienmitglieds. Und schließlich auch „soziale“ Erklärungen wie Beziehungsprobleme,
Ärger mit dem Chef, Anspannung im Beruf. Oder einfach nur „am Boden zerstört sein“
(TP 16) oder „hat mit Leid, Elend und Tod zu tun“ (TP 18). Die komplette Auflistung zum Thema „seelische
oder emotionale Probleme“ findet sich in Anhang 03, der über das Gesamt-PDF dieses Berichtes eingesehen werden kann.
Gefragt, ob sie einen Unterschied sehen zwischen der Formulierung „in […] Tätigkeiten eingeschränkt“
aus Item g) und „weniger geleistet haben als Sie eigentlich wollten“ haben sich 15 Testpersonen an
einer Unterscheidung versucht, die anderen fünf haben die Formulierungen gleichgesetzt.
Es gibt zwei unterschiedliche Richtungen, in denen die Unterscheidung zu erläutern versucht wird;
zum einen bezieht sich der Unterschied auf körperliche vs. nicht-körperliche Aktivitäten, zum anderen
bezieht sich der Unterschied auf den Grad der Erledigung bestimmter Arbeiten.
Beispiele für die erste Interpretation:
„Bei „Tätigkeiten“ geht es darum, was sagt mein Körper? […] Bei „weniger geleistet“ geht es darum,
was belastet mich?“ (TP 01)
„Tätigkeiten eingeschränkt […] würde ich eher auf die körperliche Seite beziehen. Und das andere,
das ist eigentlich universell, das ist allgemeiner gefasst.“ (TP 03)
Beispiele für die zweite Interpretation (alle Texte dazu finden sich im Anhang 04, der über das Gesamt-PDF dieses Berichtes eingesehen werden kann):
Eingeschränkt heißt: „Ich kann mich zum Beispiel nicht strecken, um was wegzumachen oben an
der Decke“. Weniger geleistet heißt „Ich nehme mir Sachen vor und schaffe es halt nicht.“ (TP 02)
„Wenn ich eingeschränkt bin, dann kann ich ein bisschen machen, aber nicht hundertprozentig
[…] Weniger geleistet, […] das ist schlimmer.“ (TP 04)
„Tätigkeiten beziehe ich auf körperlich, auch geistige Erledigungen. Im Rahmen dessen, was notwendig
war. Und wollen wollte ich mehr, habe aber nur das geschafft, was notwendig ist.“ (TP 06)
„Bei Tätigkeit eingeschränkt geht’s gar nicht, bei weniger geleistet geht’s nicht ganz so, wie gewollt.“
(TP 18)
„Bei den Tätigkeiten bedeutet es ja, dass ich bereits etwas angefangen habe und durch irgendwas
an der Durchführung behindert werde, und wenn ich weniger leiste, als ich eigentlich wollte, bedeutet
es nicht zwingend, dass ich es überhaupt versucht habe.“ (TP 20).
Wir gehen davon aus, dass diese unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten zu einem großen Teil
dadurch zustande gekommen sind, dass die Items g) und h) zum Vergleich herangezogen worden sind;
wäre statt dessen g) mit f) verglichen worden, wäre der erste Interpretationsstrang vermutlich gar
nicht aktualisiert worden, weil dann der Begriff „körperliche Probleme“ in beiden Items enthalten
gewesen wäre und sich die Testpersonen besser auf die eigentlich zu prüfenden Begriffe „weniger
geleistet“ und „in [...] Tätigkeiten eingeschränkt“ hätten konzentrieren können.
Thema der Frage:Gesundheit/ Beschwerden
Konstrukt:Körperliche und seelische Gesundheit
Ja
i) wegen seelischer oder emotionaler Probleme Ihre Arbeit oder Ihre alltäglichen Beschäftigungen weniger sorgfältig als sonst gemacht haben?
Nein
j) wegen körperlicher oder seelischer Probleme in Ihren sozialen Kontakten, z.B. mit Freunden oder Verwandten, eingeschränkt waren?