Im Unterschied zu den vorherigen Fragen wurden bei Frage 10 zwei nichtsubstanzielle Antwortkategorien angezeigt, um den Befragten die (explizite) Möglichkeit zu geben, die Items unbeantwortet zu lassen. Der Anteil der Befragten, welche die nichtsubstanziellen Antwortkategorien „Kann ich nicht beantworten“ oder „Möchte ich nicht beantworten“ auswählten, war mitunter beträchtlich (s. Tabelle 11 im PDF des Berichts): Bei den Items a und g lag ihr Anteil bei etwa 28 % der Antworten, bei Item h sogar bei 39 % der Antworten. Insgesamt gab etwas mehr als die Hälfte der Testpersonen (53 %) bei mindestens einem der Items eine nichtsubstanzielle Antwort.
Darüber hinaus gab es bei Frage 10 keinen Item-Nonresponse, d. h. alle acht Items wurden von den 240 Testpersonen beantwortet. Die Testpersonen nutzten bei allen Items die gesamte Skalenbreite.
Betrachtet man die substanziellen Antwortkategorien („Stimme überhaupt nicht zu“ bis „Stimme voll und ganz zu“), so zeigt sich, dass die Häufigkeitsverteilungen der Items a bis d und Item f rechtsschief sind, d. h. die (große) Mehrheit der Befragten stimmte diesen Aussagen (überhaupt/eher) nicht zu. Zu den Items e und h äußerten etwa gleich viele Testpersonen ihre Zustimmung wie Ablehnung (Item e: 33 % vs. 39 %, Item h: 19 % vs. 20 %), während Item g mehr Zustimmung als Ablehnung fand (30 % vs. 19 %).
Um die interne Konsistenz der 8-Item-Skala zu bestimmen, wurde Cronbachs Alpha berechnet. Diese interne Konsistenz war gut (vgl. George & Mallery, 2002, S. 231), mit Cronbachs Alpha = 0,86.
Ziel des Pretests war zu untersuchen, aus welchem Grund die Testpersonen die nichtsubstanziellen Kategorien („Kann ich nicht beantworten“, „Möchte ich nicht beantworten“) auswählten. Außerdem sollte analysiert werden, ob die Befragten Unterschiede zwischen den extremen (Item c und h) und moderateren Items wahrnahmen und ob sie die Beantwortung dieser Items in Umfragen für angemessen hielten. Die entsprechenden kognitiven Nachfragen (N1_F10 bis N3_F10, s. Leitfaden unter "Downloads") wurden den 116 Testpersonen gestellt, die (zufällig) Gruppe 2 zugewiesen wurden. Innerhalb dieser Gruppe wurden zufällig vier Untergruppen gebildet, die jeweils zwei der acht Items hinsichtlich ihrer Angemessenheit beurteilen sollten (Gruppe 2a: Items a & f, Gruppe 2b: Items b & e, Gruppe 2c: Items c & g, Gruppe 2d: Items d & h).
Gründe für die Auswahl einer nichtsubstanziellen Antwortkategorie
Die große Mehrheit der Testpersonen (83 %) begründete ihre nichtsubstanziellen Antworten auf die Items damit, sich bisher nicht mit dem Thema beschäftigt zu haben und über zu wenig Wissen zu verfügen, um eine fundierte Meinung zum Ausdruck bringen zu können:
- „Ich fühle mich nicht gut genug informiert, um hierzu eine Stellungnahme abzugeben.“ (TP274)
- „Ich habe mich nicht allzu sehr mit diesem Thema auseinandergesetzt.“ (TP280)
Vereinzelt (
n = 4) gaben Testpersonen an, ihre Antworten nicht begründen bzw. ihre Meinung nicht preisgeben zu wollen:
- „Ich möchte mich dazu nicht äußern.“ (TP311)
- „Ich möchte hier meine persönliche Meinung nicht preisgeben.“ (TP550)
Bewertung der Angemessenheit der Aussagen in einem Fragebogen
Wie aus Tabelle 12 (s. PDF des Berichts, Seite 47) hervorgeht, empfanden die Befragten die Beantwortung von Item a, b, und f als eher unangemessen und die Items e, h und g als eher angemessen in einer Umfrage. Die Items c und d lagen in der Bewertung in der Mitte. Mit Ausnahme von Item e wurden also diejenigen Aussagen, in denen Juden als Gruppe benannt werden als unangemessener eingestuft als diejenigen Aussagen, in denen Israels Umgang mit den Palästinensern thematisiert wird.
Nach den Gründen gefragt, weshalb die einzelnen Items als „eher/sehr unangemessen“ wahrgenommen wurden, erläuterten die Testpersonen, dass die Items a, b und f rassistisch, antisemitisch oder in einer Umfrage unangebracht seien, während sie bei Item g und h vor allem argumentierten, dass das Wissen zur Beantwortung der Items fehle:
- „Ich finde es nicht in Ordnung, solche Fragen zu stellen.“ (TP320, Item a)
- „Die Aussage ist antisemitisch und provokant.“ (TP360, Item a)
- „Weil allein diese Frage auf einige diskriminierend wirken kann. Und sie Juden pauschalisiert.“ (TP249, Item b)
- „Ich finde diese Aussage eher unangemessen, da sie recht stumpf ist. Sicherlich werden dieser Aussage nur Rassisten und Antisemiten zustimmen.“ (TP420, Item b)
- „Die Formulierung ‚unsympathischer‘ finde ich sehr unangebracht.“ (TP293, Item f)
- „Das gehört sich nicht.“ (TP344, Item f)
- „Ich habe mich damit zu wenig auseinandergesetzt, um da eine wirkliche Meinung zu haben.“ (TP 367, Item h)
Falls die Itembatterie für die eigentlich Erhebung noch gekürzt werden soll, empfehlen wir, die Items g und h zu streichen, da der Anteil der nichtsubstanziellen Antworten hier relativ hoch ist und sie häufig eher ein (fehlendes) geopolitisches Wissen auf Seiten der Befragten erfassen als antisemitische Einstellungen.
Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass insbesondere die „Kann ich nicht sagen“-Antwort vergleichsweise häufig und auch sehr viel häufiger gewählt wurde als „Möchte ich nicht sagen“. Die Anzeige der beiden nichtsubstanziellen Antwortkategorien bietet den Befragten eine vergleichsweise einfache Möglichkeit, sich nicht zu ihren Einstellungen gegenüber Juden zu äußern. Da es sich bei der Mehrzahl der Items um Einstellungsfragen handelt, empfehlen wir, bei diesen Items zumindest auf die „Kann ich nicht sagen“-Antwort zu verzichten, um den Anteil nichtsubstanzieller Antworten zu reduzieren (wenngleich ein Teil der Befragten dann stattdessen vermutlich „möchte ich nicht sagen“ auswählen wird). Letztere Antwort erlaubt aber zumindest eine stärkere inhaltliche Interpretation.