PaCo - Mechanismen der Panelkonditionierung in Längsschnittbefragungen: Fragen zu den Themen soziale Erwünschtheit, Geschlechterrollen und Umwelt

Einleitungstext:

Im Folgenden interessiert uns, ob Sie damit einverstanden wären, dass Ihre Aktivitäten und Inhalte bei einzelnen Internetdiensten von Wissenschaftlern in anonymer Form gespeichert und ausgewertet werden.

Fragetext:

Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie Ihr Einverständnis für eine derartige Nutzung Ihrer Daten bei den folgenden Diensten geben würden?

Antwortkategorien:

Sehr unwahrscheinlich
Eher unwahrscheinlich
Unentschieden
Eher wahrscheinlich
Sehr wahrscheinlich
Nutze ich nicht
Haben die Testpersonen Probleme, die Frage zu verstehen und/oder zu beantworten?

Drei Testpersonen (TP 04, 09, 10) beantworteten die Frage für alle vier Internetdienste mit „sehr unwahrscheinlich“, wobei sie diese bzw. einzelne davon (TP 04, Twitter) nicht nutzten (und folglich „nutze ich nicht“ hätten auswählen können bzw. müssen). Inkorrekt waren die Antworten dieser Testpersonen allerdings nicht zwangsläufig, da alle drei dahingehend argumentierten, dass sie ihr Einverständnis selbst dann nicht geben würden, wenn sie die Dienste nutzen würden:
  • „Ich bin generell eher so der Typ, der auf Facebook, Instagram und so nichts von sich selbst hochlädt. Ich bin da einfach, um zu gucken. Aber ich finde das trotzdem irgendwie ein bisschen unangenehm, wenn bei Facebook die ganzen Sachen ausgewertet werden irgendwie, dass man z. B. auch viel personenbezogene Werbung bekommt. Deswegen würde ich eher nicht mein Einverständnis dafür geben, dass die Wissenschaftler diese Daten bekommen. […] Twitter benutze ich nicht, aber wenn ich das täte, würde ich auch hier nicht mein Einverständnis geben, dass die Daten weitergegeben werden.“ (TP 04)
  • „Also, eigentlich generell, ich gebe nichts weiter, ich bin nicht dafür.“ (TP 09)
  • „Ich nutze die alle nicht, aus datenschutzrechtlichen Gründen.“ (TP 10)
Wie hoch ist die Bereitschaft der Testpersonen, ihre (Facebook-)Daten zu teilen?

Drei Testpersonen gaben an, Facebook nicht zu nutzen. Von den restlichen sieben Testpersonen hielt es die Mehrheit (n = 5) für „eher“ oder „sehr unwahrscheinlich“, dass sie ihre Facebook-Daten teilen würden. Begründet wurde dies mit der Privatheit der Inhalte auf Facebook (TP 01), einer generellen Ablehnung des Teilens von persönlichen Daten (TP 04), einem Mangel an Informationen, was genau mit den Daten gemacht wird (TP 05), und einem generellen Misstrauen in die Speicherung und Nutzung von Social-Media-Daten (TP 09, 10):
  • „Ich finde, dass bei Facebook sehr bzw. eher private Sachen besprochen werden, dass das ein Netzwerk ist, in dem man eher private Sachen regelt oder bespricht. Und ich persönlich finde, dass das keine Thematiken sind, die die Forschung oder Auswertung belangen.“ (TP 01)
  • „Weil man ja irgendwie im Hintergrund dann doch nicht weiß, wie das alles zusammenspielt, was da wirklich mit passiert, mit diesen Daten. […] Ich möchte eher keinem so direkt pauschal meine Daten zur Verfügung stellen.“ (TP 05)
Zwei Testpersonen begründeten ihre Unentschiedenheit bzw. tendenzielle Bereitschaft zum Teilen ihrer Daten damit, dass sie resigniert hätten, da ihre Daten ohnehin schon ausgewertet würden:
  • „Ich weiß nicht so recht. Ich habe damit grundsätzlich gar kein Problem, meine Daten sind eh schon alle abgegriffen. Also wirklich, das ist dann auch egal. Ich habe da nichts zu verheimlichen.“ (TP 02; Antwort: „eher wahrscheinlich“)
  • „Generell würde ich eher ‚unwahrscheinlich‘ sagen. Aber diese ganzen Dienste und die Endgeräte sind ja so krass miteinander vernetzt und sammeln so viele Daten. Deswegen denke ich inzwischen, ist auch egal.“ (TP 03; Antwort: „unentschieden“)
Im Allgemeinen unterschied sich die Bereitschaft zum Teilen von Social-Media-Daten für die Testpersonen nicht zwischen den genannten Diensten. Mit Ausnahme von Testperson 01 gaben alle Personen identische Antworten für die Dienste, die sie nutzen (z. B. TP 05: „Das ist für alle vier ‚eher unwahrscheinlich‘.“). Testperson 01 hielt es für „sehr unwahrscheinlich“, ihre Facebook-Daten zu teilen, „eher unwahrscheinlich“, ihre Instagram- und WhatsApp-Daten zu teilen, und „eher wahr-scheinlich“, ihre Twitter-Daten zu teilen:

  • TP 01: „Also bei Instagram und WhatsApp ist das quasi dasselbe wie bei Facebook, dass ich finde, das sind sehr private Inhalte. Und bei Twitter finde ich, ist das nicht so wirklich der Fall. Ich persönlich benutze Twitter auch nur, um gewissen Nachrichtenagenturen und gewissen Politikern zu folgen. Und deswegen hätte ich da jetzt keine Probleme mit.“
  • TL: „Sie haben aber bei Instagram und WhatsApp trotzdem eine andere Antwort angegeben als bei Facebook, also noch mal eine Abstufung gemacht. Also sehen Sie da auch noch mal einen Unterschied?“
  • TP 01: „Ich sehe da schon noch mal ein bisschen einen Unterschied. Gerade bei WhatsApp finde ich, dass man da jetzt, wenn man da irgendetwas auswerten möchte, eher die Nutzungszeiten, sage ich jetzt mal, oder generell die Frequenz messen würde, womit ich jetzt persönlich nicht so ein Problem habe. Also, ich glaube, bei WhatsApp kann man jetzt weniger die Inhalte analysieren. Und bei Instagram glaube ich, ist das dasselbe, dass es da wenige um die Inhalte, sondern eher um die Frequenz oder die Nutzung generell geht.“
Was verstehen die Testpersonen unter „Wissenschaftlern“? Externe Wissenschaftler oder auch interne bei den genannten Diensten?

Der Begriff „Wissenschaftler“ wurde von den Testpersonen sehr heterogen interpretiert. Während die Mehrheit der Testpersonen damit externe, unabhängige Wissenschaftler an Universitäten oder Instituten assoziierte (TP 02, 03, 04, 06, 07, 08), dachten andere vornehmlich an Personen, die bei den genannten Internetdiensten beschäftigt sind (TP 09, 10), oder an Beschäftigte in (Werbe-)Agenturen (TP 01, 05), die entsprechende Daten auswerten:
  • „Da gehe ich davon aus, dass das dann Leute sind, die diese Daten auswerten für irgendwelche Marketingagenturen oder für andere, ich sage jetzt mal, bei Wahlkämpfen oder Ähnliches. Dass das eben Leute sind, die diese Daten auswerten und dann für eher kommerzielle Zwecke weiterverkaufen oder auswerten.“ (TP 01)
  • „Ich dachte an externe Wissenschaftler, an der Uni zum Beispiel.“ (TP 02)
  • „Ja, Wissenschaftler sind gut, aber ich weiß nicht, was das für Wissenschaftler sind. […] Was da steht, Facebook, Instagram, Twitter, WhatsApp. Das sind alles Unternehmen, denen ich nicht traue. Denn deren Server stehen ja in den USA, mehr oder weniger, da kann ja jeder ran. Ich habe ja nichts zu verheimlichen, aber es ist irgendwie unangenehm, dass jeder dann auf diese Daten zugreifen kann, oder halt die Wissenschaftler. Wenn jemand privat anschreibt oder Sie mich fragen, habe ich kein Problem damit. Aber nicht, dass jeder zugreifen kann, wie er gerade will.“ (TP 09)
Aufgrund der geringen Varianz in den Antworten der Testpersonen auf Frage 15 kann keine Aussage dahingehend getroffen werden, ob die Interpretation des Begriffs „Wissenschaftler“ einen Einfluss auf die Beantwortung der Frage hatte. Die Testpersonen 02 und 03, die am ehesten zum Teilen ihrer Daten bereit wären, dachten zwar hauptsächlich an externe Wissenschaftler, ihre Antworten begründeten sie aber nicht mit einer wahrgenommenen Integrität von Wissenschaftlern, sondern damit, dass diese Daten ohnehin schon gespeichert und ausgewertet würden und es folglich keinen Unterschied mehr mache, ob Wissenschaftler diese zusätzlich analysierten.

Eingesetzte kognitive Technik/en:

Comprehension Probe, Category Selection Probe, Specific Probe
Itemtext Aktiv getestet
Facebook Nein
Instagram Nein
Twitter Nein
WhatsApp Nein