Who cares? - Fürsorgearbeit für pflegebedürftige Personen - Kognitiver Online-Pretest

Zusammenfassung:

Das Ziel des Projektes „Who cares?“ ist es, mit einer bislang in Deutschland nicht etablierten Methode – der sogenannten Person Count Technique (PCT) – Erkenntnisse zu (ausländischen und illegalen) Pflegekräften in Privathaushalten zu gewinnen. Die PCT ist eine Möglichkeit, sensitive Fragen zu stellen und so Informationen über die Verbreitung sozial unerwünschten Verhaltens zu sammeln.
Gegenstand dieses Pretests sind Fragen zur Anzahl pflegebedürftiger Personen im Bekanntenkreis, zur Anzahl von Personen mit Pflegeverantwortung im Bekanntenkreis und zur Beschäftigung und Bezahlung von Pflege- oder Betreuungshilfen.
Getestet wurden die Fragen im Rahmen eines kognitiven Online-Pretests mittels der Web Probing Methode.

Zitation:

Hadler, P., Lenzner, T., Nießen, D., Quint, F., Steins, P., & Neuert, C. (2020): Who cares? - Fürsorgearbeit für pflegebedürftige Personen. Kognitiver Online-Pretest. GESIS Projektbericht. Version: 1.0. GESIS - Pretestlabor. Text.

DOI:

http://doi.org/10.17173/pretest80
Frage-
Nr.
Pretestergebnisse Typ Konstrukt
1 Gibt es in Ihrem Verwandten- oder näherem Bekanntenkreis eine oder mehrere Personen, die aus Alters- oder Krankheitsgründen oder wegen einer Behinderung dauernd hilfe- oder pflegebedürftig sind? Einzelfrage Pflegebedürftige Personen im Bekanntenkreis
2 Sind Sie hauptsächlich für die Pflege und Betreuung für eine dieser Personen verantwortlich? Einzelfrage Verantwortung für Pflege
3 Wird diese Person oder mindestens eine dieser Personen, für die Sie Pflegeverantwortung tragen, in einem Privathaushalt gepflegt bzw. betreut? Einzelfrage Pflege in einem Privathaushalt
4 Gibt es in Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis weitere Personen, die für die Pflege oder Betreuung von Angehörigen oder Bekannten zuständig sind? Einzelfrage Personen mit Pflegeverantwortung im Bekanntenkreis
5 Wie viele Personen in Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis sind für die Pflege oder Betreuung von Angehörigen oder Bekannten zuständig? Einzelfrage Anzahl Personen mit Pflegeverantwortung im Bekanntenkreis
6 Wenn Sie nun an diese [zwei / drei] Personen [Experimentalgruppe: „und sich selbst“] denken, wie viele dieser Personen beschäftigen eine Pflege- oder Betreuungshilfe zur Unterstützung ihrer Tätigkeiten?

Eine Pflege- oder Betreuungshilfe bezieht sich nicht auf ambulante Pflegedienste.
Einzelfrage Beschäftigung einer Pflege- oder Betreuungshilfe
7 Wenn Sie weiterhin an diese [zwei / drei] Personen [Experimentalgruppe: „und sich selbst“] denken, bei wie vielen Personen lebt die Pflege- oder Betreuungshilfe im selben Haushalt wie die pflegebedürftige Person? Einzelfrage Pflege- oder Betreuungshilfe im selben Haushalt wie pflegebedürftige Person
8 Nochmal genauer nachgefragt: Wenn Sie an diese [zwei / drei] Personen [Experimentalgruppe: „und sich selbst“] denken, bei wie vielen Personen lebt die Pflege- oder Betreuungshilfe im selben Haushalt wie die pflegebedürftige Person und hat einen Migrationshintergrund? Einzelfrage Pflege- oder Betreuungshilfe mit Migrationshintergrund im selben Haushalt wie pflegebedürftige Person
9 Bitte denken Sie weiterhin an diese [zwei / drei] Personen [Experimentalgruppe: „und sich selbst“]: Bei wie vielen ist die Pflege- oder Betreuungshilfe selbständig beschäftigt?

Selbständig beschäftigt heißt, dass Ihre Bekannten [Experimentalgruppe: „und/oder Sie“] eine Rechnung von der Pflege- oder Betreuungshilfe bekommen.
Einzelfrage Selbstständig beschäftigte Pflege- oder Betreuungshilfe
10 Wenn Sie weiter an diese [zwei / drei] Personen [Experimentalgruppe: „und sich selbst“] denken, bei wie vielen ist die Pflege- oder Betreuungshilfe auf Mini- oder Midijobbasis beschäftigt?

Mini- oder Midijob heißt, dass Ihre Bekannte [Experimentalgruppe: „und/oder Sie“] die Pflege- oder Betreuungshilfe bei der Minijobzentrale angemeldet hat und Abgaben bezahlt.
Einzelfrage Pflege- oder Betreuungshilfe auf Mini- oder Midijobbasis beschäftigt
11 Bitte denken Sie nun ein letztes Mal an diese [zwei / drei] Personen [Experimentalgruppe: „und sich selbst“]: Bei wie vielen ist die Pflege- oder Betreuungshilfe schwarz beschäftigt?

Schwarz beschäftigt heißt, dass keine Steuern oder Abgaben bezahlt werden und die beschäftigte Person nicht auf Rechnung arbeitet. Oftmals wird das Geld bar bezahlt.
Einzelfrage Schwarz beschäftigte Pflege- oder Betreuungshilfe

Anzahl Testpersonen:

124

Auswahl und Merkmale der Testpersonen:

Die Testpersonen wurden aus einem Online-Access-Panel rekrutiert. Um zur Zielgruppe zu gehören mussten sie folgende Kriterien erfüllen:
  • 1. Alle Testpersonen haben in ihrem Verwandten- oder näheren Bekanntenkreis mindestens eine Person, die aus Alters- oder Krankheitsgründen oder wegen einer Behinderung dauerhaft hilfe- oder Pflegebedürftig ist.
  • 2. Alle Testpersonen sind hauptsächlich für die Pflege und Betreuung mindestens einer dieser Personen zuständig.
  • 3. Mindestens eine dieser pflegebedürftigen Personen wird in einem Privathaushalt betreut bzw. gepflegt.
  • 4. Alle Testpersonen kennen mindestens zwei weitere Personen mit Pflegeverantwortung.
  • 5. Alle Testpersonen sind mindestens 35 Jahre alt.
In der realisierten Zielgruppe waren 56 % (n = 70) der Befragten weiblich.
45 % (n = 56) der Testpersonen waren zwischen 35 und 49 Jahren alt, während 55 % (n = 78) 50 Jahre oder älter waren.

Feldzeit des Pretests:

12/2019

Befragungsmodus:

CAWI

Pretestmodus:

Web Probing

Vorgehensweise:

Die Testpersonen wurden per Zufallsauswahl einer Kontroll- oder Experimentalgruppe zugeordnet. In der Kontrollgruppe wurden die Testpersonen gebeten, die Fragen 6–11 für maximal drei Verwandte/Bekannte mit Pflegeverantwortung zu beantworten. In der Experimentalgruppe wurden die Fragen für maximal drei Verwandte/Bekannte mit Pflegeverantwortung und sich selbst beantwortet.

Testpersonenhonorar:

Incentivierung gemäß der Richtlinien des Panel-Anbieters

Projektbeschreibung:

Im Zuge grundlegender demographischer Veränderungen gewinnt die Frage an Bedeutung, wie Fürsorgearbeit für pflegebedürftige Personen organisiert wird. Neben der Unterbringung in Pflegeheimen oder der Versorgung durch ambulante Pflegedienste, können Pflegekräfte auch direkt in einem Haushalt angestellt werden. Dies kann im Rahmen eines sozialversicherungspflichtigen oder eines geringfügigen Beschäftigungsverhältnisses geschehen. Außerdem scheint es noch eine nicht unbeträchtliche Zahl informeller Beschäftigungsverhältnisse in Privathaushalten zu geben.
In jüngster Zeit haben vor allem Pflegeagenturen von sich reden gemacht, die insbesondere Arbeitskräfte aus Osteuropa als sogenannte Live-Ins vermitteln. Obwohl osteuropäische Arbeitskräfte nach dem Inkrafttreten der Arbeitnehmerfreizügigkeit seit 2011 bzw. 2014 ganz legal in Deutschland pflegen dürfen, arbeitet derzeit geschätzt die Hälfte dieser Betreuer/-innen schwarz bzw. in einer rechtlichen Grauzone.
Das Ziel des Projektes „Who cares?“ ist es, mit einer bislang in Deutschland nicht etablierten Methode – der sogenannten Person Count Technique (PCT) – Erkenntnisse zu (ausländischen und illegalen) Pflegekräften in Privathaushalten zu gewinnen. Die PCT ist eine Möglichkeit, sensitive Fragen zu stellen und so Informationen über die Verbreitung sozial unerwünschten Verhaltens zu sammeln.

Webseite:

https://www.wzb.eu/en/research/dynamics-of-social-inequalities/work-and-care/projects/who-cares-bezahlte-und-unbezahlte-fursorgearbeit

Auftraggeber:

WZB
Sandra Leumann
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